- Der Angriff
- Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung
„Mir ist es vor ein paar Tagen wieder passiert und ich halte das nicht mehr aus“, erzählt mir Klaus F. in einem sehr emotionalen Gespräch.
Kennst du das auch, dass du von deinem Vorgesetzen „persönlich emotional“ verwickelt bzw. angegriffen wirst? Erfahre hier, warum du dir das auf keinen Fall gefallen lassen kannst.
Der Angriff
Ohne lange um den heißen Brei herum zu reden – was in einigen Beziehungen von Mitarbeitern und Vorgesetzten passiert, wie auch im Fall von Klaus F., ist schlichtweg weder akzeptier- noch tolerierbar.
Klaus F. arbeitet in seinem Unternehmen schon seit längerer Zeit 120% und er ist sich für keine Mehrarbeit zu schade. Doch sein Vorgesetzter kennt wenig Grenzen und er bekommt immer wieder neue Themen und Projekte, völlig unabhängig davon, ob er noch Kapazität frei hat oder nicht. So auch dieses Mal wieder. Als Klaus jedoch ablehnt mit der Begründung, er können das Projekt nicht annehmen, da er vollkommen Land unter sei, greift ihn sein Chef frontal an. Da fliegen ihm Sätze um die Ohren wie:
- Das kannst du mir nicht antun, was soll ich denn dem Kunden sagen?
- Willst du dein Team im Stich lassen, denk doch mal an die anderen!
- Andere arbeiten auch am Anschlag, nicht nur du!
Kennst du sowas?
Wenn ja, dann bist du nicht alleine, doch das soll an diese Stelle egal sein. Denn was Klaus’ Chef bewusst oder unbewusst macht, ist inakzeptabel: er greift ihn „persönlich emotional“ an. Manche Experten sprechen sogar von emotionalem Missbrauch – soweit möchte ich an dieser Stelle nicht gehen. Was jedoch feststeht ist, dass Klaus emotional verwickelt wird und das ist absolut nicht in Ordnung.
Na ja, was hat er denn, der Rechsteiner – ist doch nicht so schlimm, oder? Doch, das ist es sehr wohl, denn theoretisch wissen du und ich, dass dieses Verhalten nicht akzeptierbar ist. So ein Verhalten praktisch zu erleben und auszuhalten, ist gefühlt für viele Menschen die Hölle. Es geht darum, wie du dich bei diesem Angriff fühlst. Klaus und ich – wir wissen, dass wir uns zu kleinen Jungs degradiert fühlen. Emotional erpresst und das fühlt sich offen gesagt beschissen an.
Solltest du dieses Verhalten auch bei deinem Vorgesetzten erleben, dann zeige ihm sofort die „Rote Karte“! Teile ihm mit, dass du dich emotional nicht erpressen lässt. Sage deinem Chef mit, dass dein Nein zu akzeptieren ist und dir diese Entscheidung nicht leicht fällt, du jedoch beim Nein bleibst und bleiben musst.
An dieser Stelle sei noch ergänzt: Ein klares und starkes Nein zu einer Aufgabe muss von jedem Chef akzeptiert werden. Letztlich will er sein Problem zu deinem machen – lass das einfach nicht zu.
Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung
“Monatelange oder jahrelange emotionale Angriffe können dazu führen, dass man seiner Wahrnehmung oder gar dem eigenen Verstand misstraut”, sagte die Psychotherapeutin und Autorin von “The Emotional Abusive Relationship”, Beverly Engel, der US-HuffPost. “Meistens gibt es keine Zeugen für emotionalen Missbrauch, weil er unter vier Augen stattfindet.” Er umfasst eine Reihe von Verhaltensweisen, um in einer Beziehung Macht und Kontrolle auszuüben.
Dazu gehören kritisieren, Beleidigungen, Schuldzuweisungen, Abwertungen, Liebesentzug, Drohungen, Manipulation, Erniedrigung oder Abschottung.
So schwierig es auch ist sich einzugestehen, dass einem der eigene Vorgesetzte schadet: Es ist der erste Schritt zur Besserung.
Damit du früh erkennst, ob du in einer Beziehung mit emotionaler Verwicklung steckst, haben Beziehungsexperten uns typische Verhaltensweisen von gefährlichen Partnern und Vorgesetzen beschrieben:
- Sie weigern sich, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und versuchen euch für alles, was schiefgeht, die Schuld zu geben.
- Anfangs wirken sie aufmerksam und liebevoll, um euch einzuwickeln. Doch das hält nicht lange an.
- Sie untergraben eure Stärken und spielen eure Erfolge herunter.
- Sie flippen aus, wenn du ihnen widersprichst.
- Sie versuchen Ausreden für ihr Verhalten zu finden.
- Sie haben unrealistische Erwartungen an euch und die Beziehung.
Fazit: Kann ich meinem Chef so forsch widersprechen? Ja, das kannst du und wenn du dir selbst was wert bist, dann musst du das auch. Wehret den Anfängen: wenn du auf Augenhöhe behandelt werden willst, ist das die Voraussetzung dafür.