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Januar 13, 2020

Arbeitgeber-Rankings: Nicht unter vier Sterne, bitte!

Arbeitgeber aufgepasst: Hagelt’s auf Bewertungsplattformen durchschnittliche bis schlechte Noten, nehmen Kandidaten von einer Bewerbung schnell Abstand. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Personalberatung Hype und des Bewerbermanagement-Anbieters Softgarden unter rund 1.450 Bewerberinnen und Bewerbern aller Berufs- und Altersgruppen in Deutschland.

Unabhängige Arbeitgeber-Bewertungsportale, allen voran Kununu, Jobvoting und Glassdoor, sind im Aufwind. So lassen sich mittlerweile 37 Prozent aller Bewerber bei ihrer Jobauswahl von den dort veröffentlichten Rankings beeinflussen, die meist auf einer Fünf-Sterne-Bewertung (5=sehr gut; 1= sehr schlecht) plus Rezension beruhen. Doch Vorsicht: Sobald ein Arbeitgeber nur 3 Sterne oder schlechter erreicht, sehen 80 Prozent der von der Hype Group und Softgarden befragten Kandidaten von einer Bewerbung ab. Offenbar reicht schon eine durchschnittliche Bewertung aus, um ein Unternehmen als miserablen Arbeitgeber zu brandmarken.

Allerdings sollten Unternehmen diese Rankings nicht nur als Risiko fürchten, von frustrierten Mitarbeitern hinterrücks abgestraft zu werden. Vielmehr bieten Arbeitgeber-Bewertungsportale auch die einmalige Chance, um sich hautnah über die Bedürfnisse von Kandidaten und Arbeitnehmern zu informieren und die Kritik von Mitarbeitern zu analysieren. Dies kann richtungsweisend für das eigene Verbesserungspotenzial sein und ein Employer Branding ermöglichen, das auf die aktuellen Trends und Bedürfnisse im Bewerbermarkt zugeschnitten ist.    

Work-Life-Balance entscheidet

Was aber muss ein Arbeitgeber konkret bieten, um die immer rarer werdenden Fachkräfte für sich zu begeistern? Dass heute weitaus mehr gefordert ist als ein gutes Gehalt, steht außer Frage – Mitarbeiter-Benefits sind gefragt. Wie die gemeinsame Studie von Hype Group und Softgarden herausfand, steht eine gute Work-Life-Balance auf dem Wunschzettel der Kandidaten ganz oben – noch vor den finanziellen und materiellen Zusatzleistungen eines Arbeitgebers. Dies bestätigt die Tendenz, dass der Job für viele nicht mehr an erster Stelle steht. Stattdessen ist es wichtig, dass sich Beruf und Privatleben bestmöglich vereinbaren lassen. So wurde das Angebot betrieblicher Kinderbetreuung als wichtigster Anreiz für den Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber genannt; dieser Benefit erreichte 5.90 von 10 möglichen Punkten. Ähnlich gefragt ist das Homeoffice, mit dem viele Beschäftigte die zeitliche und örtliche Flexibilität zu erreichen suchen, um Familie und Job unter einen Hut zu bringen (5.33); flexible Arbeitszeiten und Gleitzeit rangieren dahinter.

Allerdings sollten Arbeitgeber nicht nur auf eine familienfreundliche Personalpolitik, sondern auch auf finanzielle und materielle Zusatzleistungen setzen, um im Recruiting auch künftig erfolgreich zu sein. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala rangiert die Sport-Mitgliedschaft, die Mitarbeitern eine vergünstigte Fitness-Studio-Nutzung ermöglicht (5.80). In engem Abstand folgen Dienstwagen (5.76), Mitarbeiter-Rabatte (5.69), Spesenzuschüsse (5.65), Fahrtkostenzuschüsse für den ÖPNV (5.47) sowie technische Benefits, wie Firmen-Handy und freie Auswahl beim Arbeitsplatzrechner (5.43). Die betriebliche Altersvorsorge erreicht 4.92 Punkte.

Social Media als erste Anlaufstelle

Doch wo finden Arbeitgeber ihre Zielgruppe? Diese Frage zu beantworten, zählt zu den vordringlichsten Aufgaben von HR-Managern und Recruitern. Dass die klassische, in Printmedien veröffentlichte Stellenanzeige längst ausgedient hat, steht im Zeitalter boomender Jobbörsen und Jobsuchmaschinen außer Frage. Diese Tendenz wird von der aktuellen Studie bestätigt. So bevorzugen fast 73 Prozent der Kandidaten die Stellenmärkte von Social-Media-Kanälen für die Suche nach interessanten Job-Angeboten, allen voran XING (43,55 Prozent) als größtes berufliches Netzwerk in der DACH-Region. Auf Platz 2 und 3 folgen LinkedIn (34,4 Prozent) und Facebook (11,58 Prozent), der Rest verteilt sich auf sonstige soziale Medien. Dabei waren Mehrfachnennungen möglich.    

Dass gerade im beruflichen Umfeld höchster Wert auf Diskretion gelegt wird, zeigt ein weiteres Studienergebnis zur Nutzung des Messenger-Dienstes WhatsApp. So lehnen es fast 60 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber ab, über diese App von einem Arbeitgeber über Vakanzen informiert zu werden. Mehr als 78 Prozent von ihnen geben als Grund dafür an, ihre Privatsphäre schützen zu wollen; über 32 Prozent machen Datenschutz-Bedenken geltend.

Bye, bye, Bewerbung per Post! 

Diese Vorbehalte scheinen jedoch weitaus geringer, wenn es um die Übersendung der eigenen Bewerbungsunterlagen an ein Unternehmen geht. So halten mehr als 72 Prozent der befragten Kandidaten postalische Bewerbungen für nicht mehr zeitgemäß. Für rund 25 Prozent erfordern diese zu viel Erstellungs- und Zeitaufwand, ein gleicher Prozentsatz führt zu hohe Kosten an. Dieses bedeutet im Umkehrschluss, dass die meisten Bewerber heute geeignete Online-Verfahren bevorzugen.

Wertvolle Tipps für Arbeitgeber

Die Ergebnisse der Studie von Hype Group und Softgarden offenbaren zentrale Entwicklungen auf dem aktuellen Bewerbermarkt. Arbeitgeber erhalten damit wichtige Handlungsempfehlungen, mit welchen Leistungen und Maßnahmen sie ihre Attraktivität steigern können. So tun sie gut daran, die einschlägigen Bewertungs-Plattformen auszuwerten um zu erfahren, wie sie ihre Arbeitsbedingungen verbessern und eine auf die aktuellen Kandidaten-Wünsche ausgerichtete Employer Brand aufbauen können. Zudem sollten Arbeitgeber mit Familienfreundlichkeit punkten, aber keineswegs auf finanzielle und materielle Zusatzleistungen für ihre Mitarbeiter verzichten. Wer seine Zielgruppe optimal erreichen will, sei zudem auf die gängigen Karriere- und sozialen Netzwerke verwiesen: Gemäß der Studie sind XING, LinkedIn und Facebook für Kandidaten die erste Wahl, wenn‘s um die Recherche nach interessanten Job-Angeboten geht.  

Ich freue mich auf Ihr Feedback.

Gruß

Frank