In den letzten Workshops wurde den Teilnehmer relativ schnell klar, dass Sie ein neues Recruiting-Mindset benötigen. Die alten Personalgewinnungsstrategien funktionieren nicht mehr und die kommenden Generationen – egal welche – erwartet ein neues Vorgehen von den Unternehmen. Ich zitiere: „Da können wir uns noch so dagegenstemmen, der Kandidat sitzt einfach am längeren Hebel – das ist neu! Da muss ich dann jetzt wirklich meine Einstellung überdenken.“ Herzlichen Dank für diese Erkenntnis.
Dass die Personalbeschaffung oft nur schleppend vorangeht, liegt jedoch eher an den Versäumnissen der Fachabteilungen.
Wie schaffen Sie es, Ihre Fachkollegen in die Pflicht zu nehmen?
In jüngster Zeit häufen sich die Vorwürfe an die Recruiter und HR-Manager, sie seien nicht in der Lage, genügend Kandidaten zu beschaffen – mit der fatalen Folge, dass sie das Unternehmenswachstum bremsen würden. Fakt ist: Die Fachwelt drischt mächtig auf diese Berufsgruppe ein und überbietet sich darin, schnell einen Schuldigen für die Recruiting-Schwierigkeiten vieler Unternehmen auszumachen.
Gehen wir diesen Vorwürfen doch einmal auf den Grund! Natürlich tragen die Recruiter und HR-Manager letztlich die Verantwortung dafür, dass die offenen Stellen in einem Unternehmen fristgerecht und mit den richtigen Kandidaten besetzt werden. Dass die Personalbeschaffung oft nur schleppend vorangeht, liegt jedoch eher an den Versäumnissen der Fachabteilungen. Hier ein kleiner Auszug:
- Die Rückmeldungen auf die eingegangenen Bewerbungsunterlagen für eine offene Stelle nehmen zu viel Zeit in Anspruch.
- Terminvorschläge für Telefoninterviews und persönliche Vorstellungsgespräche dauern zu lang.
- Die Stellenanforderungen sind zu standardmäßig formuliert und besitzen wenig Aussagekraft.
- Die Differenzierungsmerkmale der anfordernden Fachabteilungen sind nicht konkret ausgearbeitet.
- Die Team-Werte und -Ziele in den einzelnen Fachabteilungen sind nicht
transparent.
Um diese Defizite zu beseitigen, müssen die Recruiter die Fachabteilungen stärker in die Pflicht nehmen. Dazu gehört:
- Vereinbaren Sie mit den Fachabteilungen verbindliche Feedback-Fristen! So ist es ratsam, dass die Anforderer für eine erste Rückmeldung auf eingegangene Bewerbungsunterlagen nicht mehr als zwei Werktage benötigen sollten.
- Legen Sie fixe Recruiting-Days fest! Hat eine Fachabteilung in ihrer ersten Rückmeldung konkretes Interesse an Bewerbern bekundet, sollten die Vorstellungsgespräche nach spätestens acht Werktagen beginnen. Um diese Frist einhalten zu können, bietet es sich an, mit den Anforderern fixe Recruiting-Days zu vereinbaren – so könnten sich die Fachkollegen zum Beispiel jeden Freitag für anstehende Vorstellungsgespräche blockieren.
- Bringen Sie Ihre Stellenanforderungen exakt auf den Punkt! Erarbeiten Sie gemeinsam mit den Fachabteilungen die konkreten Stelleninhalte und Alleinstellungsmerkmale, die Sie als Arbeitgeber gegenüber anderen Unternehmen haben. Denn nur mit klaren Stellenanforderungen und Wettbewerbsargumenten können Sie die begehrten Fachkräfte davon überzeugen, dass Sie der richtige Arbeitgeber für sie sind.
- Stellen Sie die Ziele der einzelnen Teams heraus! Definieren Sie gemeinsam mit den Fachabteilungen die Ziele der Teams, in denen offene Stellen zu besetzen sind. Finden Sie heraus, wohin sich die Teams in den kommenden Jahren entwickeln wollen und welche Möglichkeiten sich daraus für die Mitarbeiter ergeben. Statt mit Allgemeinplätzen wie „guten Karrierechancen“ zu werben, sollten Sie klar und deutlich sagen, was einen Neueinsteiger erwartet, Stichwort: authentisches Recruiting,
- Altes Denkmuster
Recruiting ist Sache der HR-Abteilung, die Personalentscheidung bleibt den Führungskräften vorbehalten.
- Neues Denkmuster
Recruiting ist Teamarbeit und Unternehmensaufgabe, die alle angeht – über die Hierarchie-Ebenen hinweg.
Fazit. Als Recruiting- und HR-Verantwortliche müssen Sie Ihrer Fachabteilung klar machen, nur wenn sie mit mir zusammenarbeiten, klappt es mit den neuen Kollegen! Hier sollten Sie nicht nur ein Gespräch suchen, sondern das Problem dahin delegieren, wo es gelöst werden kann – nämlich von der Geschäftsführung!
Ich freue mich auf Ihr wertschätzendes Feedback.