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Januar 11, 2021

Ist HR für Ihr Unternehmen systemrelevant?

  • Was heißt systemrelevant?
  • Die Realität im Jahr 2021

 

Am Freitagnachmittag rief mich der Geschäftsführer eines IT Unternehmens mit 600 Mitarbeitern an. Wir kennen uns schon seit einigen Jahren gut, insofern kam er gleich zum Punkt.

Er benötige einen Vertriebsexperten, jemand der jede Menge Kundenkontakte und Leads in einer bestimmten Branche mitbringen könne. Am besten einen Mitarbeiter eines Mitbewerbers – ich würde schon wissen. Ich erfragte ein paar Details und mir war klar, welche Art Mensch hier gefragt ist. Wir haben den Ablauf des Auftrags besprochen und dann konnte es losgehen. Meine letzte Frage in dem Zusammenhang war: „Bekommen Sie die Profile oder HR / Recruiting?“ Der Leader sagte wie aus der Pistole geschossen: „Vergessen Sie HR – das mache ich selbst, die stören hier nur.

Was heißt systemrelevant?

Im Jahr 2020 war oft die Rede von Systemrelevanz – da wurden rasch ganze Berufsbilder in systemrelevant und nicht systemrelevant eingeteilt.

Was sagt Wikipedia?

Als systemrelevant werden Unternehmenkritische Infrastrukturen oder Berufe bezeichnet, die eine derart bedeutende volkswirtschaftliche oder infrastrukturelle Rolle in einem Staat spielen, dass ihre Insolvenz oder Systemrisiken nicht hingenommen werden können oder ihre Dienstleistung besonders geschützt werden muss.

Daraus ziehe ich folgende Schlüsse:

  • Wenn HR / Recruiting / Personalgewinnung systemrelevant sind, würde deren Nicht-Aktivität Systemrisikenfür das Unternehmen mit sich ziehen (z. B. eine Insolvenz).
  • Wenn HR nicht systemrelevant ist, spielt es wohl keine Rolle, ob man Mitarbeiter gewinnt, verliert oder einfach irgendwie arbeiten lässt.
  • Wenn HR systemrelevant ist, genießen genau diese Menschen einen enormen Stellenwert samt Wertschätzung im Unternehmen.
  • Wenn HR systemrelevant ist, werden Personalthemen mit hoher Priorität abgewickelt.

Habe ich etwas vergessen?

Was glaubst du? Ist HR/ Recruiting in deinem Unternehmen systemrelevant oder nicht?

Ich glaube, in den meisten Unternehmen wird HR/ Recruiting einerseits das Gefühl gegeben, dass es ohne sie hier nicht läuft. Andererseits bekommen sie nicht die Kompetenz, die Maßnahmen, die nötig sind, um Veränderungen im Unternehmen herbeizuführen, mitzuentscheiden oder gar durchzusetzen.

 

Die Realität im Jahr 2021

Am 12.10.2020 hat „Haufe“ eine Studie mit dem verheißungsvollen Titel „Prioritäten vor und nach Corona“ (1) veröffentlicht. 

„In den Personalabteilungen haben sich die Prioritäten seit Ausbruch der Corona-Pandemie drastisch verändert. New Work und die Arbeitsorganisation haben dem Recruiting als Top-Thema klar den Rang abgelaufen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, für die die beiden größten deutschen Personaler verbände BPM und DGFP erstmals zusammengearbeitet haben.“

Soweit so gut. Für viele Mitarbeiter haben sich seit Covid-19 die Arbeitsweise und -abläufe verändert. Doch wie kommen Firmen auf die Idee, diesen Punkt nun zu vernachlässigen?

„Ebenfalls an Bedeutung verloren haben das Talent Management und die Personalentwicklung.“

Echt jetzt? Meiner Meinung nach ist es von enormer Priorität, auch und gerade in diesen Zeiten – diese werden noch eine Weile anhalten – vieles zu tun, um keine Mitarbeiter zu verlieren. Da ist die Personalentwicklung von enormer Bedeutung. Wer glaubt, dass sich die Mitarbeiter vor Angst nicht mehr bewegen und nach neuen Jobs umschauen, hat sich komplett getäuscht.

Des Weiteren wird der alte Weg leider einfach fortgeführt, HR hätte keinen Einfluss. Ganz getreu dem Motto: das war schon immer so.

„Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass HR auf die Strategie und die Ziele des Gesamtunternehmens oft wenig Einfluss hat.“

Dieser Punkt schmerzt mich am meisten!

Wenn die Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen sollen, dann sollten ihre Vertreter auch Einfluss auf die Unternehmensstrategie haben. Schade, dass dies immer noch nicht erkannt wird.

Fazit:

Für mich ist HR/ Recruiting für jedes Unternehmen systemrelevant. Jedoch ist es für HR Manager wichtig, nicht zu allem Ja und Amen zu sagen – sondern unbequem zu sein, die richtigen Fragen zu stellen und Entscheidungen einzufordern. Denn von allein und automatisch ändert sich nichts, da bin ich mir sicher.