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August 20, 2021

Wie selbstständig bist du als Angestellter oder wie angestellt bist du als Selbstständiger?

  • Selbstständig als Angestellter
  • Angestellt als Selbständiger

 

Kennst du diese zum Teil quälenden Fragen und Gedanken? Soll ich mich selbständig machen? Oder soll ich wieder einen neuen Job in Festanstellung annehmen? Mein Vorgesetzter geht mir so auf den Sack, die Geschäftsleitung hat keine Ahnung – ich würde das alles viel besser machen, wenn man mich nur lassen würde?

Ich kann deine Gedankengänge verstehen. Diese hatte ich vor fast 18 Jahren auch mal und die daraus resultierenden Entscheidungen waren nicht einfach.

Doch oft verbinden wir die völlig falschen Erwartungen an diese Arbeitsformen.

Selbstständig als Angestellter

Ich höre immer wieder in meiner täglichen Arbeit, dass Mitarbeiter sich von ihren Chefs überwacht fühlen. Oft ist auch die Rede von Micromanagern, die alles überwachen, vorgeben und kontrollieren müssen. Das nervt natürlich, keine Frage. Wir alle haben das Bedürfnis, als erwachsene Personen – ob privat oder im Job – wahrgenommen zu werden. Das bedeutet auch, dass es reicht, ein Ziel bzw. eine Aufgabe zu verteilen und es uns selbst überlassen wird, ob wir Hilfe benötigen oder ob wir Fragen haben. Als Erwachsener bin ich in der Lage, das selbst zu managen. Wenn Vorgesetzte diesem natürlichen Bedürfnis nicht nachgeben, dann fühlst du dich nicht ernstgenommen und suchst das Weite oder gehst in eine Konfrontationshaltung. Wenn du einen Vorgesetzten hast, der genau so agiert, dann musst du ihn und auch seinen Vorgesetzten mit deinen Gefühlen direkt und ohne Umschweife konfrontieren. Denn den meisten Chefs ist gar nicht klar, dass ihr Verhalten bei dir als Mitarbeiter dieses Gefühl auslöst.

Des Weiteren wird speziell heute auch gerne der „Entrepreneur“, also der Unternehmer, im Unternehmen gesucht. Du sollst dich also wie ein Unternehmer verhalten. Kennst du diese Beschreibung?

Meine Kunden haben die Erfahrung gemacht, dass es oft an ihnen selbst liegt – wie frei, wie flexibel und dann auch wie selbständig sie arbeiten dürfen. Wenn du klare Vereinbarungen mit deinem Bereichsleiter triffst und ihn automatisch über den Stand des Projekts informierst – ganz ohne Aufforderung – wirst du feststellen, dass auch ein Micromanager in kleinen Schritten loslassen kann.

Es liegt an dir, dass du deinem Vorgesetzten Sicherheit gibst, und dir somit selbst den Weg in mehr selbständiges Arbeiten als Angestellter im Unternehmen ermöglichst. Wenn du darauf wartest, dass dir jemand diesen Weg ermöglicht – so völlig automatisch – dann wartest du lange, sehr lange. Du musst nicht unbedingt kündigen, du kannst dir deine „Selbständigkeit im Unternehmen“ erarbeiten. Versuche es mal.

Angestellt als Selbständiger

Schöne Traumwelt: ich mache mich jetzt selbständig, gründe mein eigenes Unternehmen und dann entscheide ich selbst,

  • welchen Auftrag ich annehme
  • wie viele Tage ich reise
  • wie viele Tage ich arbeite etc.

Ja, diese Entscheidungen kannst du sicherlich treffen, nur nicht in den ersten Jahren deiner Selbständigkeit, da bin ich mir aus eigener Erfahrung sehr sicher. In den ersten Jahren musst du die Aufträge annehmen, die du bekommst – nicht die, die du willst.  Erst wenn du dich als Freelancer, als „Entrepreneur“ etabliert hast, dann hast du die Wahlmöglichkeit. Doch das kann dauern!

Sobald du ein klares, unverwechselbares Profil und Leistungsangebot sowie einen sehr guten Ruf aufgebaut hast, hast du die Entscheidungsfreiheit.

Vorher überwiegen oft die Sachzwänge und die fehlende Geduld. Auch wenn es bei dir natürlich genau anders sein kann. Selbst wenn du viel schneller bist als alle anderen, du wirst Zeit benötigen. Nicht jedes Startup schreibt eine Erfolgsgeschichte wie z. B. Facebook – und auch die haben ein paar Jahre gebraucht, um an die Spitze zu kommen.

Die ehrliche Wahrheit: harte Arbeit, Geduld, Disziplin und wieder Geduld seine deine Tugenden, die du als Selbständiger benötigst.

Ich erlebe oft in meinem Bekanntenkreis, dass die meisten Selbständigen sich noch Jahre nach ihrer Firmengründung wie Angestellte verhalten! Ja, du kannst auch Angestellter in deinem eigenen Unternehmen sein, sprich genauso unfrei wie vorher. Nur der Erfolgsdruck ist größer, da du nicht mehr automatisch jeden Monat dein Gehalt bekommst.

Fazit:  Ich nehme dir deine Entscheidung nicht ab, die musst du ganz allein treffen. Doch eines kann ich dir ganz genau sagen, sofern du

  • Zweifel hast, solltest du diese ernst nehmen!
  • aus Frust eine Entscheidung triffst, ist das ist eine schlechte Idee!
  • der sicherheitsbedürftige Typ bist, ist die Selbständigkeit eher schwierig für dich!
  • hohe Fixkosten hast und kein automatisches Monatsgehalt mehr bekommst, überlege zweimal!
  • auf Freunde und Geschäftspartner angewiesen bist, prüfe kritisch!

 

Nimm dir Zeit und höre auf deine innere Stimme – sollte sie noch nicht vernehmbar sein, nimm dir lieber mehr Zeit für deine Entscheidung.