Frust und Ärger gehören zu unserem beruflichen Alltag. Da spielt es auch keine Rolle, ob du diese Zustände selbst produziert oder ob dir andere Menschen dieses Pärchen präsentieren. Die klassischen Vermeidungsstrategien (Ablenkung, Unterdrückung, Flucht, Ausweichen, Aggression bzw. Kampf etc.) funktionieren aus Erfahrung nicht – oder zumindest nicht lange und nicht so, dass man sich gut fühlt. Doch wie schaffen es erfolgreiche Führungskräfte, einen anderen Umgang mit diesen Themen zu etablieren? Kennst du ihr Erfolgsrezept?
Frust und Ärger
Um so höher du auf der Karriereleiter bzw. in der Hierarchie steigst, umso wahrscheinlicher ist es, dass auf deinem Tisch nur noch Themen landen, die du selbst nicht bestimmen oder beeinflussen kannst. Des Weiteren landen da Punkte, die dein Frustlevel massiv ansteigen lassen können. Von außen betrachtet sieht es oft so aus, als hätten Führungskräfte ein einfaches Leben, je höher sie positioniert sind.
Da täuschst du dich jedoch! Als ich Geschäftsführer einer Software-Firma war, durfte ich genau das Gegenteil erfahren.
Du wirst also auf Top Level dafür bezahlt, dass Themen bei dir landen, die schon eine hohe Eskalationsstufe genießen und somit das Frustpotential bei dir und deinen Kunden ziemlich hoch ist.
Willst du also wirklich Vice President oder Geschäftsführer werden?
Da die klassischen Vermeidungsstrategien wie Ignorieren, Ausweichen etc. erfahrungsgemäß nicht gut gelingen, darfst du dir eine neue und erfolgsversprechende Strategie überlegen und für dich etablieren. Hier mein Tipp für dich!
Emotionale Stabilität
Wenn du also Frust und Ärger nicht vermeiden kannst, dann brauchst du einen anderen Umgang damit. Einen weiteren Schutzpanzer, an dem du alles abprallen lässt, ist sicherlich nicht die Lösung – du willst ja nicht zum „Teflon-Manager“ mutieren. Du willst vermutlich auch nicht die „Angela-Merkel-Strategie“ fahren nach dem Motto: wir sitzen alles aus, wir schaffen das.
Nein, du willst nicht einer dieser Führungskräfte sein, die hart wir Stahl, eiskalt und unnahbar wirken. Kein Mitarbeiter fühlt sich wohl mit Chefs, die sich so geben und womöglich noch alles besser wissen!
Du willst authentisch, nahbar, vertrauensvoll, menschlich und mitfühlend sein – und als Manager und Führungskraft deinen eigenen Führungsstil etablieren. Du willst ein offenes Herz für deine Mitarbeiter und Kunden haben, damit jeder sich eingeladen fühlt, mit seinen Themen zu dir zu kommen sowie Probleme mit dir zu teilen und zu besprechen. Das bedeutet nicht, dass du alles lösen wirst, musst, sollst oder kannst. Dennoch möchtest du offen sein für deine Mitmenschen und die Gewissheit haben, dass sie sich an dich wenden, wenn es ein Thema gibt.
Doch wie kommst du da hin, das ist doch die entscheidende Frage? Was solltest du machen, damit du so ausgeglichen agieren kannst?
Ein Lösungsansatz, der sich aus meiner Erfahrung bewährt hat, lautet:
Du musst emotional stabil sein und somit einen ebenso emotional stabilen Führungsstil pflegen.
Was heißt das genau und was gibt es jetzt zu tun?
Um eine gesunde emotionale Stabilität aufzubauen, müssen dir folgende Punkte klar werden:
- Emotionen kommen und gehen wellenartig – kein Sturm bleibt ewig.
- Emotionen verleiten dich dazu, unangemessen und unverhältnismäßig zu handeln.
- Emotionen reißen dich dazu hin, aggressiv, hart oder auch unfair zu agieren
- Du bist nicht deine Emotion – du fühlst diese nur für wenige Momente. Mache dir das bewusst!
Was kannst du jetzt machen, um emotional stabil zu werden?
- Mache dir deine eigenen Gefühle bewusst.
- Lerne, Gefühle ausdrücken zu können.
- Lerne, Gefühle eigenständig kontrollieren zu können (Emotionsregulation).
- Lerne, mit negativen Gefühlen umgehen zu können.
- Lerne, Gefühle anderer erkennen und verstehen zu können.
Warum ist das so wichtig für dich?
- Du möchtest dich nicht mehr von deinen Emotionen leiten lassen.
- Du willst dich nicht weiterhin von deinen Emotionen manipulieren lassen.
Du kennst doch auch diese Typen, die völlig toben, nur weil eine Kleinigkeit nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben. Oder dass sich dein Vorgesetzter gelinde gesagt zum Kotzen verhält – ohne einen ersichtlichen Grund.
Wie gehen also erfolgreiche Führungskräfte mit Frust und Ärger um?
- Sie nehmen ihre Gefühle und die Gefühle anderer wahr.
- Sie lassen sich nicht von ihren Gefühlen leiten, sondern bleiben klar und stabil.
- Sie können ihre Gefühle regulieren (Emotionsregulation) bzw. ihre Reaktion darauf.
Wenn du das kannst, dann findest du für dich und andere Menschen einen anderen befriedigenden Umgang mit Frust und Ärger, denn es sind nur Emotionen – nicht mehr und nicht weniger.