Schon lange wird über den Fachkräftemangel gesprochen und aktuell hat sich dieser, evtl. auch nur medial, verschärft. Klar ist jedoch, dass aktuell zwei Leute in Rente gehen und nur ein neuer in das Arbeitsleben eintritt. Da musst du kein großer Philosoph sein, um festzustellen, dass wir ein Problem haben und noch akut bekommen werden. Doch was kannst du konkret unternehmen, damit der Mittelstand genügend Mitarbeiter anzieht, um heute und auch morgen wettbewerbsfähig zu bleiben.
Um es offen und direkt anzusprechen: Durch taktische Innovation und strategische Vorgehensweise bei der Mitarbeitergewinnung hat der Mittelstand die Nase vorn, wenn aktiv auf neue Methoden gesetzt wird und die Bedürfnisse der Kandidaten erkannt und umgesetzt werden. Folgende Punkte kannst du sofort umsetzen:
Nimm die Bedürfnisse der Kandidaten ernst und biete passende Arbeitsmodelle an.
- Die 4-Tage-Woche
Drei Viertel der Arbeitnehmer würden lieber heute als morgen auf Teilzeit umsteigen. Die Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich wäre dabei die erste Wahl, wie eine repräsentative Befragung der HDI-Versicherung ergab. Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch mit 86 Prozent in der Industrie, wo jeder Vierte dafür auch Einbußen beim Lohn in Kauf nehmen würde. (1)
- Homeoffice
Behandle deine Mitarbeiter wie erwachsene Menschen, die selbst bestimmen können und sollen, wann sie im Office oder im Homeoffice arbeiten. Regeln wie beispielsweise 2-Tage-Anwesenheitspflicht am Standort halte ich schlichtweg für falsch. Sie kommen einer Entmündigung gleich. Wenn Mitarbeiter im Internet surfen wollen und somit nicht arbeiten, können sie das sowohl im Büro als auch im Homeoffice tun. Die Idee der Kontrolle ist aus längst vergangenen Zeiten in der Arbeitswelt und passt absolut nicht mehr ins Jahr 2022.
- Mobiles Arbeiten
Was kümmert es dich, ob dein Mitarbeiter in Spanien oder in München sitzt? Es ist doch relevant, dass er zu vereinbarten Zeiten erreichbar ist und seine Arbeit eigenverantwortlich erledigt. Da spielt der Ort absolut keine Rolle.
Was heißt das jetzt konkret für deine Mitarbeitergewinnungsstrategie, lieber Mittelstand? Du hast nun die Chance, drei Arbeitsmodelle anzubieten, welche von Mitarbeitern gefordert und gewünscht sind. Wenn du jetzt in der Lage bist, dies in einer Kampagne aktiv zu bewerben, werden dir die Leute die Bude einrennen, wenn du die Strategie auch konsequent umsetzen kannst und willst.
Mache dir bitte bewusst, diese Modelle werden sowieso zunehmend kommen – weil die Mitarbeiter und Kandidaten diese fordern. Früher oder später wirst du dieses Angebot also machen müssen. Du hast die Wahl, jetzt schon vorne mit dabei zu sein!
Strategie first
Wenn du glaubst, dass sich das Thema „Fachkräftemangel“ von allein lösen wird, muss ich dich enttäuschen. Wenn du glaubst, dass deine HR-Abteilung für dich das Thema löst, muss ich dich ebenfalls enttäuschen. (2)
Doch was ich dir aus Erfahrung versichern kann, ist, dass folgende Punkte zum Erfolg führen:
- Du benötigest eine klare, zielorientierte und aktuelle Mitarbeitergewinnungsstrategie, die mit der Geschäftsführung und deinen Bereichsleitern ausgearbeitet wurde.
- Du benötigst eine zielorientierte Vorgehensweise – z.B. Active Sourcing.
- Du benötigst Budget und Zeit, um diese Strategie umzusetzen. Mit Zeiten, die du mal so „zwischendurch“ investierst, ist es nicht nachhaltig möglich.
- Du benötigst klare und gewinnbringende Argumente, warum jemand bei dir arbeiten soll und dafür seinen sicheren Job kündigt.
Ich bin mir sicher, wenn es um die Zukunftsfähigkeit deines Unternehmens geht, wirst du dir selbst die Zeit dafür nehmen und dieses wichtige Thema nicht einfach nur delegieren.
Setze auf deine Stärken
Als mittelständisches Unternehmen hast du so viel mehr zu bieten, als du vielleicht nach Außen darstellen kannst. Stelle explizit deine Stärken, die für deine Mitarbeiter so gewinnbringend sind, heraus und bewerbe diese aktiv. Es gibt so viele Menschen, die viel lieber im Mittelstand arbeiten wollen als im Konzern. Also adressiere deine Angebote direkt und aktiv.
(1) Wunsch nach Vier-Tage-Woche: Corona hat Spuren in der Arbeitswelt hinterlassen – n-tv.de