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Juni 23, 2020

#HR – Wir haben kein Wissensdefizit, es hapert an der Umsetzung

  • Wissen, Wissen und noch mehr Wissen
  • Umsetzung – ja, irgendwann mal!
  • 5 Wege, effizient ins Handeln zu kommen

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ war eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 1993Bill Murray spielt darin einen arroganten, egozentrischen und zynischen Wetteransager, der in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt, bis er als geläuterter Mann sein Leben fortsetzen kann. Sicherlich kennen Sie diesen Film, oder? Geht es Ihnen im HR Umfeld teilweise auch wie Bill Murray? Stets und ständig gefangen im gleichen Szenario, teilweise bis an den Rand der Verzweiflung?

 

Wissen, Wissen und noch mehr Wissen

 

Vielleicht geht es nicht immer bis an den Rand der Verzweiflung, doch immer wiederkehrende Schleifen ohne wirklich erfolgssteigernde Aussichten in der Personalgewinnung sind nicht wegzudiskutieren. Worüber reden wir konkret? Nach meinen Vorträgen bekomme ich immer wieder mal das Feedback von Zuhörern, ich würde Ihnen ja nichts Neues zum Thema Recruiting erzählen. „In der Tat,“ lautet meine Antwort – „somit haben wir jetzt eine gemeinsame Basis geschaffen, damit Sie in die Umsetzung gehen können, oder?“ Meist schaut mich mein Gegenüber erstmal mit großen Augen an.

Haben Sie auch das Gefühl, dass Sie immer wieder in die Schleife geraten und dem Glauben verfallen, erst noch mehr Wissen anhäufen zu müssen, um z.B. Active Sourcing wirklich erfolgreich umzusetzen? Dass Sie jetzt genau noch dieses Webinar oder diesen Online- oder Offline-Kurs besuchen sollten, damit Sie auch wirklich beispielsweise über das Thema „Digitalisierung im HR oder Recruiting“ Bescheid wissen? Vorher können Sie einfach nicht starten. Das ist meiner Meinung nach nicht verwunderlich, denn an Ratgebern jeglicher Couleur mangelt es heutzutage sicherlich nicht mehr. Da weiß jeder Experte genau, was Sie jetzt noch wissen müssen, bevor es endlich schnurstracks Richtung Zielgerade losgehen kann.

Doch sorry, liebe Leser, jetzt kommt die schlechte Nachricht des Tages verbunden mit einer Eingangsfrage: Ist das wirklich so? Meiner Meinung nach nein. Unterstützung und der Blick von außen können durchaus hilfreich sein. Doch ehrlich gesagt weiß kein Experte wirklich, wo Sie konkret und individuell in Ihrem Unternehmen stehen. Somit kann sie oder er Ihnen auch nicht konkret sagen, was Sie wirklich noch benötigen. Schon gar nicht bei pauschalisierten Anwendertipps. Es ist Ihre Verantwortung, genau zu reflektieren, wo Sie stehen und bei Bedarf parallel individuell zugeschnittenes Expertenwissen einzuholen. Doch ständig links und rechts noch mehr Expertise zu sammeln, ohne sie nachhaltig auch in die Praxis umzusetzen und dranzubleiben, verändert noch lange keine Prozesse. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir das auch.

Wichtig ist mir somit an dieser Stelle zu sagen, dass wir in DACH kein Wissensdefizit haben – wir haben ein Umsetzungsdefizit.

Wir sprechen beispielsweise seit Jahren darüber, dass wir die Kandidaten und Bewerber sowie Mitarbeiter absolut wertschätzend behandeln sollten – und ja, wir sprechen immer noch darüber. Sehen Sie die Differenz? Hierfür benötige ich kein neues Wissen oder neue bunte Räder. Solange die Basics nicht umgesetzt sind, behindert noch mehr neues Wissen sogar die längst überfälligen Prozesse.

  

Umsetzung – ja, irgendwann mal! 

Bitte nicht falsch verstehen: Ich rede nicht davon, sich nicht auf dem Laufenden zu halten, sich auszutauschen oder punktuell auch tiefer in bestimmte Thematiken einzutauchen, um diverses Knowhow im Unternehmen zu nutzen. Ich rede von der Ansammlung von Wissen, ohne in die Praxis zu gehen. Solange wir noch über die Themen sprechen, ändert sich faktisch wenig – ob mit und ohne weitere Kurse, mit und ohne Experten, mit und ohne weitere Ratgeber und Thesen. Ohne Umsetzung bleibt es schlichtweg geschönte Makulatur auf Papier. Es hapert ganz klar an der Umsetzung des vorhandenen Wissens. Aus dem Konjunktiv muss jetzt ein Indikativ werden, wenn daraus auch gelebte Realität werden soll. Nur wenn Sie zur Tat schreiten, können Sie dem Teufelskreis des „Stillstands, der Routine und des Sicherheitsdenkens“ entkommen. Der erste Schritt nach der Erkenntnis, dass Prozesse verändert werden müssen, sollte lauten: Ich muss etwas tun – also tue ich es auch! Sie müssen eine Entscheidung treffen und sofort umsetzen. Mit dem ersten Schritt geht’s los – Feinheiten, Korrekturen und qualitative Schärfungen entstehen auf dem Weg. Theoretisch ganz simpel, oder? Nun ja, wohl nicht. Nicht nur ein zögerliches Verhalten bis hin zu Angst vor Veränderung können verhindernde Aspekte sein. Es ist vorrangig eine Frage des Wollens, überhaupt Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Der Entscheidungswille muss einfach gegeben sein. Hier ist es ratsam, sich wirklich mit den eigenen Motiven auseinanderzusetzen, woran es letztlich scheitert und doch immer wieder in den alten Mustern mündet. Warum meinen Sie, noch mehr Wissen wäre nötig? Sie sind doch in der Regel schon gut informiert. Reden wir vielleicht von Perfektionismus? Haben Sie eigentlich keinen Kopf für Veränderung, da Sie im Daily Business untergehen und dieses immer Vorrang hat? Kann auch fehlender Fokus resultierend aus Reizüberflutung der Auslöser sein? Bei den mehr als unzähligen Angeboten in diesem Bereich, kann Unsicherheit bei der Wahl und Umsetzung der passenden Tools oder Methoden schon die Folge sein. Wir werden regelrecht überschwemmt mit Knowhow, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Wofür entscheiden Sie sich, um Ihr Unternehmen optimal vorwärtszubringen? 100+ wohlklingende und inspirierende Ideen – vielleicht buche ich lieber noch 10 weitere Kurse, um wirklich fit in die Veränderung starten zu können. „Ich fühle mich noch nicht bereit, damit rauszugehen.“ In diesen Zeiten ziemlich gewagt, möchte ich behaupten, denn der Zug ist schon längst losgefahren und kehrt auch nicht wieder um.

Das Prinzip ist denkbar einfach – ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“:

  • Fokus auf ein Ziel
  • Fakten und Meinungen sondieren
  • Entscheidung treffen
  • starten

Wenn man etwas verändern will, dann hat man nur die Möglichkeit, sich zum Handeln zu entschließen und im Anschluss auch wirklich aktiv zu werden. Alles andere ist und bleibt Stillstand und bringt keine Veränderung – egal wie viel theoretisches Wissen Sie anhäufen.

5 Wege, effizient ins Handeln zu kommen

Wie komme ich effizient ins Handeln? 5 Wege, wie Sie schnell ins Tun kommen können:

  1. Führen Sie erste Gespräche und erkundigen Sie sich
  2. Schaffen Sie eine Entscheidungsgrundlage: Erstellung einer klaren Roadmap
  3. Gleichen Sie das Eigen- und Fremdbild ab
  4. Schaffen Sie Verbindlichkeit und bauen Sie Beziehungen auf
  5. Treffen Sie Entscheidungen und fangen Sie einfach an

Wenn man ins Handeln kommen will, muss man diese 5 Punkte – egal in welcher Reihenfolge – komplett durchlaufen und eine Entscheidung treffen. Lassen Sie sich vom Tun nicht ablenken auf der Suche nach vielleicht noch effizienteren Methoden und Tools. Starten Sie mit einem oder zwei Punkten. Selbst wenn sich herausstellt, dass dies für Ihr Unternehmen nicht die optimalen Ergebnisse liefern konnte, haben Sie hier konkrete Erfahrungen sammeln können und passen den Kurs jetzt entsprechend an. Auf diese Art bewegen Sie mehr, als lediglich noch mehr Knowhow anzuhäufen und letztlich nicht genutzt verpuffen zu lassen.

Fazit:

Es hapert nicht an Knowhow – es hapert an der Umsetzung dieses Wissens. Der Glaube, das Rad ständig neu erfinden zu müssen, bringt noch lange nicht die gewünschte Veränderung. Sie benötigen also nicht noch mehr Informationen – Sie benötigen vor allem mehr Mut, das vielfach erworbene Wissen anzuwenden und einfach mal zu machen!