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April 18, 2023

Karriere? Du musst alle vier Jahre den Job für die Karriere wechseln?

Du musst alle vier Jahre den Job für die Karriere wechseln? Dieser Experte entzaubert penetrante Wechsel-Mythen

 

Du wirst als Job-Hopper abgestempelt, wenn Du nach zwei Jahren die Stelle wechselst? Faustregeln wie diese verunsichern viele Menschen. Was wirklich von ihnen zu halten ist. 

 

Frage der Woche:

 “Stimmt es, dass ich nicht länger als vier Jahre in einem Job bleiben sollte, um meine Karriere nicht zu gefährden? Und muss ich mindestens zwei Jahre bleiben, um nicht als Jobhopper zu gelten? Welcher Wechselrhythmus ist für meine Karriere der richtige?”

 

Lieber Andreas, 

ich glaube nicht, dass es pauschale Aussagen zur Häufigkeit von Jobwechseln und der „richtigen“ Beschäftigungsdauer geben kann. Natürlich erzählen Dir die Leute, dass es sehr positive Auswirkungen auf Deine berufliche Karriere haben kann, wenn Du drei oder vier Unternehmen mit bestenfalls unterschiedlichen Organisationsformen und Führungsstilen kennenlernen durftest. Genauso viele Menschen sagen Dir jedoch auch genau das Gegenteil. Also solltest Du Dir zuerst selbst die Frage beantworten, was Du beruflich in welcher Zeit erreichen möchtest. Danach lassen sich dann mögliche Wechsel ableiten – oder eben auch nicht. Lass uns das der Reihe nach analysieren:

❓ Alle vier Jahre den Job wechseln

Gegenfrage: Warum solltest Du das machen? Ein „zu lange“ oder „zu kurz“ gibt es bei der Beschäftigungsdauer nicht. Wenn Du zufrieden bist, einen guten Job und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung hast, weshalb solltest Du dann unbedingt in einem anderen Unternehmen genau diese Dinge suchen? Du kannst Dich auch innerhalb Deines Unternehmens exzellent weiterentwickeln, wenn Dir die Optionen dazu geboten werden. 

Ich selbst war genau 10 Jahre im gleichen Unternehmen beschäftigt und diese Zeit wurde mir beim nächsten Wechsel absolut positiv ausgelegt. Ich konnte genau belegen, dass ich ca. alle drei Jahre eine neue Aufgabe im Unternehmen aus eigenem Antrieb übernommen habe. Die Entwicklung ging vom Berater zum Team- und weiter zum Bereichsleiter. Ich musste meinen Arbeitgeber nicht wechseln, da mir mein berufliches Ziel klar war und das Unternehmen mir die entsprechenden Perspektiven bieten konnte.

❓ Für den Lebenslauf zwei Jahre lang im Job bleiben 

Auch hier stimme ich nicht pauschal zu. Wir sind alle dazu angehalten, uns immer wieder neu auszuprobieren. Wenn wir nach zwei oder drei Monaten in einem neuen Job feststellen, dass es überhaupt nicht passt, würde ich sogar dafür plädieren, schnellstmöglich zu wechseln. Ein flotter Wechsel ließe sich vor allem im Vorstellungsgespräch mit den richtigen Argumenten besser begründen, als wenn Du zwei Jahre Deines Lebens in einem Job verbracht hast, indem Du vollkommen unglücklich warst

Mach Dir bitte bewusst, es geht hier vor allem um Lebenszeit und nicht nur um Deinen Lebenslauf.

Wenn Du einen hohen Schmerzfaktor und mehr unzufriedene als zufriedene Tage hast, würde ich sagen, ist es höchste Zeit abzudüsen. Ich animiere dich keinesfalls zum schnellen Kündigen. Ich möchte Dir bewusst machen, dass Deine Lebenszeit endlich ist und Freude im Job wichtig ist.

? Tipp: Auf lebenslauf.com findest Du zahlreiche Vorlagen und Designs, um Deinen Lebenslauf schnell und einfach zu erstellen.

Vor- und Nachteile eines Jobwechsels kurz zusammengefasst:

Pro Jobwechsel

  1. Gehaltssteigerung garantiert: Du kannst davon ausgehen, dass Du ca. 15 – 20 Prozent Gehaltssteigerung pro Jobwechsel erreichen kannst.

  2. Karrieresprung: Oft werden Führungspositionen eher extern besetzt als intern, das hängt jedoch von der Unternehmenskultur ab.

  3. Sichtweise bzgl. Kultur und Führung: Es kann Dir als großer Vorteil ausgelegt werden, wenn Du verschiedene Unternehmens- und Führungskulturen erlebt hast. Persönlich stellst Du dann auch schnell fest, was Dir eher zusagt und was nicht.

Contra Jobwechsel

  1. Beständigkeit: Wer einem Unternehmen treu bleibt und sich dennoch intern weiterentwickeln kann, hat wenig Wechselgründe.

  2. Weiterentwicklung: Persönliche und berufliche Weiterentwicklung können schnell vonstattengehen. In der Regel dauert es jedoch eine gewisse Zeit. Führungsqualitäten setzen eine gewisse Reifung voraus.

  3. Höhen und Tiefen: Wie Du mit Höhen und Tiefen in einem Unternehmen umgehen kannst, lernst Du nur, indem Du länger im selben Unternehmen bleibst und diese Phasen aktiv durchlebst.

  4. Zufriedenheit: Wenn es für dich passt, warum solltest Du wechseln?

Ein sehr wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach, ob Du Dir über Deine persönlichen Karriereziele im Klaren bist. Hier geht es nicht per se um „höher, schneller, weiter“, sondern um Dein individuelles Karriereziel. Es muss Dir bewusst sein, damit Du Deine zukünftigen Aktivitäten planen kannst wie beispielsweise:

  1. Jobwechsel

  2. Zwischenschritte in der Karriere

  3. Zugewinn von Knowhow etc.

Aus dieser Klarheit heraus ergibt sich dann auch automatisch der richtige Zeitpunkt für einen Arbeitgeberwechsel.

Dein Frank Rechsteiner 

Bist Du Dir über Dein persönliches Karriereziel im Klaren? Teile Deine Gedanken in den Kommentaren!