Dieser Artikel handelt nicht von der Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre wie in den letzten Wochen von der Politik gefordert. (1) In der wieder entfachten Rentendebatte sprechen sich Politiker dafür aus und manche fordern sogar eine Rente mit 70 Jahren.
Dieser Diskussion schließe ich mich nicht an. Wir wollen uns mit dem Thema Alter und neue berufliche Herausforderungen auseinandersetzen, denn hier hat sich schon lange was verändert.
Kennst du diese Gedanken?
- Mit Anfang / Mitte 50 sollte ich nochmal meinen Job oder Arbeitergeber wechseln, denn danach habe kaum mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
- Bekomme ich überhaupt noch einen neuen Job mit Ende 50? Nimmt mich ein Arbeitgeber in dem Alter?
- Wie hoch stehen meine Chancen bei einem Jobwechsel mit Anfang 60?
- Ab 60 habe ich keine Chance mehr, oder?
So oder so ähnlich höre ich das seit Jahren von meinen Kandidaten, die in der Vergangenheit große Probleme bzw. Herausforderungen sahen, als Mitfünfziger einen neuen Arbeitgeber zu finden.
Früher war das so, meine Damen und Herren, doch heute ist die Situation – nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch – bei den Arbeitgebern und Unternehmen angekommen.
- Da wirbt z.B. Trigema Chef Wolfgang Grupp bei seiner Weihnachtsansprache darum, dass seine Mitarbeiter, die gerade in Rente gehen, sehr gerne auch wieder in Teilzeit zurückkommen können.(2)
- Arbeitsminister Hubertus Heil – „Wachstumsbremse“: Heil fordert von Firmen bei Ü-60-Mitarbeitern ein Umdenken. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat deutsche Unternehmen aufgefordert, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu beschäftigen. „Der Fachkräftemangel droht zur Wachstumsbremse zu werden“, sagte Heil der Bild am Sonntag (BamS). „Dass viele Unternehmen Menschen über 60 nicht mehr einstellen, ist eine Haltung, die wir uns deshalb nicht mehr leisten können.“ (3)
- Unternehmen fordern mich als Headhunter auf, Mitarbeiter ü60 zu beschaffen.
Ich habe noch nie so viele ü60-Jährige vermittelt
Ja, es hat sich in den letzten Jahren was verändert am Arbeitsmarkt und die Unternehmen haben ihr Verhalten teilweise an den Fachkräftemangel angepasst. Es wäre vor 5 Jahren noch unvorstellbar gewesen, dass ich als Headhunter Kandidaten ü60 vorstelle und somit auch vermittle. Doch heute werde ich zum Teil explizit danach gefragt. Ich habe Unternehmen gefragt und folgende Antworten erhalten, welche Vorteile Mitarbeiter ü55 bringen:
- Die Erfahrung schlägt das Alter um Längen, d.h. diese Menschen sind sofort einsetzbar.
- Die Einarbeitungszeit ist sehr kurz.
- Wechsel- und somit Abwanderungsgedanken sind eher gering.
- Knowhow-Transfer an jüngere Mitarbeiter erfolgt meist sehr einfach.
- Ja, die Bezahlung ist höher, das rechnet sich jedoch sehr schnell.
- Die Motivation der ü55 ist immer noch sehr hoch.
- Sind die ältere Arbeitnehmer wirklich öfter krank? Das halte ich für ein Klischee.
CHATGPT antwortet auf den Punkt 7 wie folgt:
Es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf, ob ältere Mitarbeiter häufiger krank sind als jüngere. Es gibt Faktoren wie Alter, Gesundheit und Arbeitsbedingungen, die das Krankheitsrisiko beeinflussen können. Einige Studien haben gezeigt, dass ältere Mitarbeiter häufiger krank sind als jüngere, während andere Studien keinen Zusammenhang zwischen Alter und Krankheit festgestellt haben. Es ist wichtig, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit und Sicherheit aller Mitarbeiter zu fördern, unabhängig von ihrem Alter.
Fehlt deiner Meinung nach etwas in der Aufstellung?
Fazit: Als ü55 oder ü60 Mitarbeiter bist du gefragt wie nie am Arbeitsmarkt – das darfst du dir bewusst machen. Somit gibt es wenig Gründe, auch mit ü60 deinen Arbeitgeber bei Bedarf nicht zu wechseln.
Mir persönlich gefällt der Ansatz sehr gut, dass wir ältere Mitarbeiter als eine der wichtigsten Zielgruppen für Unternehmen sehen und somit individuell und wertschätzend behandeln.
(1) https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-12/rente-70-junge-generation-rentenalter-diw-studie