Kandidaten-Ghosting ist ein echtes Problem für HR-Manager, Recruiter, Führungskräfte und Headhunter. Das Phänomen ist nicht neu, hat jedoch sichtlich zugenommen, wie aktuelle Umfragen belegen. Woran liegt es, dass Kandidaten sich einfach nicht mehr melden? Mit dieser Methode kannst du das nahezu verhindern.

Ghosting

„Da habe ich Tage in den lieben Herrn Meier investiert, bis wir gemeinsam zum Vertragsangebot kamen – und dann ist er einfach weg! Er reagiert nicht auf Anrufe, Mails oder SMS – einfach auf nichts! Da mache ich mir doch Sorgen. Hatte er einen Unfall, wie kann ich helfen? Nein, er ist einfach vom Erdboden verschwunden bzw. meldet sich nicht mehr.“  Paul der HR-Direktor eines mittelständischen Unternehmens erzählt mir im Workshop, was ihm mit Herrn Meier passierte, und ist völlig fassungslos.

So wie Paul ergeht es in den letzten Monaten und Jahren vielen Personalverantwortlichen. Kandidaten ghosten plötzlich und melden sich einfach nicht mehr.

Die Frage nach dem Warum bringt dich hier nicht weiter, denn du kannst diese Kandidaten ja nicht mehr fragen bzw. bekommst keine Antwort.

Auch mir ist das schon passiert und ich fühlte mich persönlich schon ziemlich beschissen, denn die Frage, was passiert ist oder was ich falsch gemacht habe, hat mich schon einige Zeit beschäftigt.

Heute weiß ich aus Erfahrung, dass ich folgende Methode verstehen und anwenden darf, damit mir das nicht mehr passiert und der Kandidat es nicht mehr nötig hat, einfach zu verschwinden.

Ghosting in Zahlen ⁽¹⁾     

Wikipedia:  Unter dem Begriff Ghosting (von englisch ghost „Gespenst, Phantom“) versteht man in einer zwischenmenschlichen Beziehung (Partnerschaft oder Freundschaft) einen vollständigen Kontakt- und Kommunikationsabbruch ohne Ankündigung. Obwohl vorher etwa Dates stattgefunden haben oder eine Beziehung bestand, laufen plötzlich jegliche Kontaktversuche ins Leere.

Mittlerweile hat Ghosting weitere Lebensbereiche erreicht. Nicht auf Bewerbungen zu reagieren, ist bei vielen Unternehmen weit verbreitet. Zunehmend wird jedoch von Bewerbern berichtet, die spurlos verschwinden, oder Auftraggebern, die sich wortlos zurückziehen.

Ghosting – was kannst du machen

Was kannst du also tun, damit ein Kandidat es nicht mehr nötig hat. zu verschwinden. Verinnerliche bitte deinen neuen Leitsatz

„Klarheit erzeugt Vertrauen und Vertrauen erzeugt Klarheit.“

Du willst also klar und verlässlich kommunizieren, um eure Beziehung auf eine Vertrauensebene zu heben. Um das zu schaffen, darfst du auch akzeptieren, dass ein Kandidat

1. absagen darf
2. in seinem Tempo entscheidet
3. einen anderen Arbeitgeber bevorzugt
4. nicht überzeugt/ überredet werden will
5. selbst entscheidet

Du darfst dich auch bei solchen Entscheidungen wertschätzend zeigen und nicht den eingeschnappten 15-Jährigen raushängen, der persönlich beleidigt ist.

Step by Step – was ist jetzt zu tun:

Bisher hast du im Gespräch deinem Kandidaten hoffentlich zugehört und ihm dann eine Stelle vorgestellt, die du zu besetzen hast. Aber merkst du, dass es im Prozess eigentlich nur um dich und dein Business geht, weniger um den Kandidaten? Könnte das sein? Wenn es klappt, sprichst du dann von einem Match. Es geht um eine andere Ebene, die ein anderes Setting erfordert.

Neues Setting:

1. Du möchtest vom Kandidaten erfahren, was ihm beim aktuellen Job oder Arbeitsgeber fehlt, welches Bedürfnis aktuell nicht befriedigt wird.
2. Genau dieses Bedürfnis willst du dann sofort befriedigen oder matchen – im Bestfall mit einem Jobangebot. Das schafft Vertrauen und Klarheit.
3. Wenn du das fehlende Bedürfnis nicht befrieden kannst, sage ihm das offen und transparent und beende den Prozess – auch das schafft Vertrauen und Klarheit.

Du schaffst am einfachsten eine Vertrauensbasis über Bedürfniserfüllung und eine offene Kommunikation. Der Kandidat soll das Gefühl haben, ganz offen zu dir sein zu können und im Zweifelsfall auch absagen zu können. Das macht Ghosting überflüssig, denn Klarheit schafft Vertrauen.

Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass Kandidaten dich ghosten, wenn ihr keine gemeinsame Vertrauensbasis hattet. Diese Basis schaffst du nicht mit langen, teils inhaltslosen Gesprächen und passivem Zuhören, sondern über die Art deiner Kommunikation und deine Einstellung (Mindset) zum Kandidaten.

Wenn du denkst, der Typ passt auf die Stelle, die muss ich unbedingt besetzen, fühlt er sich benutzt und merkt das auch unbewusst. Du brauchst dich nicht wundern, wenn er einfach wortlos weg ist.

Wenn du das nicht glaubst, probiere es einfach aus. Ich freue mich auf deine Erfahrung in den Kommentaren.

 (1) https://www.aubi-plus.de/blog/next-challenge-job-ghosting-5750/