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Dezember 9, 2018

Recruiting-Tipp: Abgedroschene Phrasen stoßen Kandidaten ab und erinnern an Recruiting aus den 1990-ern

Wir alle kennen die altbackenen Sätze in Stellenanzeigen wie „We are hiring“ oder „Wir suchen…“, oder noch besser: „Verstärken Sie unser Team“. Mich erinnern diese Aussagen an Stellenanzeigen und Offerten aus den 1990-Jahren, wo die Macht noch auf Seiten der Unternehmen lag. Das heißt im Klartext, früher konnten Unternehmen aus einer Vielzahl von Bewerbern den besten auswählen. Es war ausreichend zu sagen „Wir stellen ein“ und die Kandidaten wollten ihre Chance nutzen. Doch ist das heute immer noch so?

Recruiting im Klartext

Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel und Fachkräftemangel verändern die Arbeitswelt in nie gekanntem Ausmaß. So hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt, in dem sich die Unternehmen selbst aktiv um qualifizierte Mitarbeiter bewerben müssen. Da sind sich ja fast alle Unternehmen und Experten mittlerweile einig.

Recruiting in Deutschland – die harten Fakten

Eine Studie der ManpowerGroup bringt es an den Tag: 49 Prozent der Arbeitgeber haben Probleme, Vakanzen zu besetzen (ManpowerGroup 2016). Als Gründe für die Rekrutierungsschwierigkeiten werden genannt:

  • zu wenige oder keine Bewerber – 33 Prozent
  • unzureichende Fachkenntnisse – 30 Prozent
  • Bewerber fordern zu viel Geld – 10 Prozent
  • fehlende soziale Kompetenzen – 9 Prozent
  • unternehmensspezifische Gründe – 5 Prozent

Somit lässt sich aus diesen Zahlen klar ableiten, dass 49% der Unternehmen Probleme in der Personalgewinnung haben. Früher war dieses Denk- und Handlungsmuster up-to-date.

  • Altes Denkmuster

Sie schreiben eine Stelle aus und können aus einer Vielzahl eingehender Bewerbungen auswählen. Die besten 3 Kandidaten laden Sie zum Vorstellungsgespräch ein und vergeben als Hauptpreis den neuen Job.

Heute müssen Sie sich ändern und folgendes Denk- und Handlungsmuster aneignen

 

  • Neues Denkmuster

Da Post-and-Pray nicht mehr greift, müssen Sie eine Recruiting-Strategie entwickeln, die sich an Ihren unternehmerischen Zielen orientiert. Finden Sie heraus, welche Kompetenzen wichtig für Ihren Geschäftserfolg sind, und bauen Sie langfristige Kontakte zu möglichst vielen Kandidaten auf, die in Ihre Karrierelandschaft passen und gezielt weiterentwickelt werden können. Sie besetzen auf diese Weise keine offenen Stellen mehr – das wird Ihnen ohnehin immer weniger gelingen –, sondern identifizieren Potenziale für beide Seiten. Kurzum: Sie schaffen eine Win-Win-Win-Situation.

Machtwechsel im Bewerbungsprozess 

Infolge des Fachkräftemangels können sich die Interessenten die Unternehmen aussuchen, bei denen sie eine neue Stelle antreten wollen. Die Arbeitgeber kommen also nicht umhin, den Machtwechsel im Bewerbungsprozess anzuerkennen und ihre Strategien danach auszurichten. 

  • · Erkennen Sie an, dass sich der klassische Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt hat. Die Entscheidung, ob ein Interessent in Ihrem Unternehmen eine neue Stelle antritt oder nicht, liegt auf Seiten des Kandidaten – nicht auf Ihrer.
    · Akzeptieren Sie auch, dass die klassischen Recruiting-Prozesse an ihre Grenzen stoßen und Sie deshalb neue Wege gehen müssen.
    · Machen Sie sich bewusst, dass die Personalgewinnung zwar früher ein reiner HR-Prozess war, sich in Zukunft jedoch zum gesamtheitlichen Unternehmensprozess entwickeln muss.
    · Sorgen Sie dafür, dass diese Erkenntnis auch bei Ihrer Geschäftsleitung ankommt.

Die radikalen Veränderungen in der modernen Arbeitswelt erfordern ein komplett neues Recruiting Mindset.

Alternative: Content Recruiting

In der Direktansprache wächst der Trend zum Content-Marketing. Immer mehr Unternehmen nutzen Blogs, Infografiken, Videos, Whitepaper/Studien, Experteninterviews und Gewinnspiele, um die Bewerber mit informierenden, beratenden und unterhaltenden Inhalten auf sich aufmerksam zu machen. Dies bringt mehr Erfolg, als wenn das eigene Unternehmen und seine Leistungen als Arbeitgeber beworben werden.

Content-Recruiting ist die Kunst, im richtigen Moment genau die Informationen anzubieten, die für einen potenziellen Kandidaten wichtig sind – mit dem Ziel, als Arbeitgeber die richtigen Kandidaten anzuziehen, zu fesseln und an Ihr Unternehmen zu binden. Ziel ist es außerdem, eine echte Beziehung zu möglichen Bewerbern aufzubauen. Wie Ihnen dies als Arbeitgeber gelingen kann, habe ich in einem Impulsblog dargelegt (Rechsteiner 2018/4).

Mehr im Video unter – https://www.youtube.com/watch?v=ixnlvrWfyzY&t=33s

Fazit:  Auch Sie sollten sich schleunigst der Tatsache stellen, dass sich der Arbeitgeber- längst zu einem Bewerbermarkt entwickelt hat. Wer so tut, als sei bei der Personalgewinnung alles beim Alten geblieben, betreibt schlichtweg eine Vogel-Strauß-Politik. Denken Sie also rasch darüber nach, wie Sie auch künftig Kandidaten von Ihrem Unternehmen begeistern können, anstatt den Kopf weiterhin in den Sand zu stecken. 

Anmerkung: Die radikalen Veränderungen in der modernen Arbeitswelt erfordern ein komplett neues Recruiting Mindset. Ein Buch von Frank Rechsteiner zeigt, wie sich die Personalbeschaffung auf Digitalisierung, Globalisierung, demografischen Wandel und Fachkräftemangel einstellen muss, um auch künftig erfolgreich zu sein – von innovativen Recruiting-Methoden über Employer Branding bis zu einem Rollenverständnis, das weg vom Verwalter hin zum Macher und anerkannten Business-Partner führt.

Das 160-seitige Buch „Recruiting Mindset – Personalgewinnung in Zeiten der Digitalisierung“ erscheint am 15. März 2019 bei Haufe und kann für 39,95 Euro unter https://shop.haufe.de/prod/recruiting-mindset-inkl-augmented-reality-app

oder im Buchhandel unter ISBN: 978-3-648-12344-7 vorbestellt werden.

Ich freue mich auf Ihr wertschätzendes Feedback.

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