Bitte rennen Sie keinen Trends hinterher
Ich bin doch sehr verwundert: „Alle Jahre wieder“ werden mir zu Jahresbeginn von allen Seiten und über sämtliche Kanäle die wichtigen HR/ Recruiting Trends mitgeteilt. Da kommt es mir fast so vor, als wüssten alle Mitteiler genau, was ich und mein Unternehmen benötigen. Doch wer sollte das besser wissen als Sie, werte(r) HR Manager(in)! Nur wer genau weiß, an welchen Stellen im Prozess er Nachholbedarf hat, kann auch an der passenden Stelle ansetzen und seinen Output verbessern. Denn am Ende des Tages kommt es auf die unterschriebenen Arbeitsverträge und somit Einstellungen an – und um nichts anderes geht es im Recruiting.
Reflexion ist gefragt
Wer kann es besser wissen als Sie? Reflexion ist gleichbedeutend mit einem prüfenden und vergleichenden Nachdenken/ Überlegen, wenn es auf eine geistige Tätigkeit bezogen ist. Prüfen und analysieren Sie mit Ihrem Team Ihren kompletten Recruiting-Prozess. Teilen Sie den kompletten Prozess in kleinstmögliche Prozessschritte (Einheiten) auf und benennen Sie diese. Sobald Sie das gemacht haben, nehmen Sie sich Ihre letzten 21 Recruiting-Fälle vor – diese sollten folgende Muster bedienen:
- 7 Fälle, die sehr gelaufen sind und zu einem Abschluss geführt haben
- 7 Fälle, bei denen der Kandidat abgesagt hat und es zu keinem Abschluss kam
- 7 Fälle, die an einer Prozessstelle abgebrochen sind – egal aus welchem Grund
Eventuell fallen Ihnen weitere Muster ein. Dann nehmen Sie einfach diese Fälle und erweitern Sie Ihre 21 Testfälle um die Zahl x. Es ist Ihnen überlassen, mit wie vielen Fällen Sie Ihren Recruiting-Prozess analysieren.
Danach gehen Sie mit Ihrem Team – es ist wichtig, dass Sie hier verschiedene Meinungen und Sichtweisen ermitteln – Fall für Fall durch. Bitte orientieren Sie sich Step by Step an Ihrem Recruiting-Prozess (Prozessschritte/ Einheiten).
Nehmen Sie sich bitte die Zeit und versuchen Sie so unvoreingenommen wie möglich an die Sache heranzugehen, ansonsten berauben Sie sich eines enormen Erkenntnisgewinns.
Ich habe dies mit einigen Kunden im Workshop durchgespielt und die Ergebnisse waren erstaunlich. Ich zitiere Lars M. (Recruiter): „Mir war nicht klar, dass wir an zwei Stellen und fast immer an diesen Stellen unsere Kandidaten verlieren. Genau hier müssen wir aktiv werden. Nur dann werden wir besser!“
Recruiting Retreat – Sie haben doch keine Zeit?
Wir alle haben keine Zeit, da sind wir uns einig – doch wer sich ernsthaft verbessern möchte, wird seine Prioritäten ausrichten und sich die Zeit nehmen müssen. Ich empfehle Ihnen, dies in Form eines „Recruiting Retreats“ zu machen. D.h. im Klartext – ein geplanter Rückzug von der gewohnten Umgebung. Ich empfehle Ihnen, sich ein oder zwei Tage mit Ihrem Team (auch mit externer Unterstützung) zurückzuziehen und sich darüber klar zu werden, wo die Probleme tatsächlich liegen, um danach einen nachhaltigen Maßnahmenplan zu erstellen. Nur so wird Ihr Prozess besser und Ihre Aktivitäten effektiver!
Budget – es geht ums liebe Geld
Ich höre auch immer wieder im Workshop die Kritiker sagen: „Dafür bekomme ich von meiner Geschäftsführung kein Geld!“ Meine Antwort lautet: „Ah wirklich – haben Sie schon mal gefragt?“ Und sollte Ihre Geschäftsführung dafür kein Budget freimachen, dann gibt es dafür nur zwei wesentliche Gründe:
- Recruiting/ Personalgewinnung hat in Ihrem Unternehmen keinen Stellenwert
- Sie sollen einfach so weitermachen wie bisher und die Probleme lösen
In beiden Fällen empfehle ich Ihnen, das Unternehmen und sich selbst zu hinterfragen. Ist das wirklich das Umfeld, in dem Sie arbeiten möchten? Ich spreche hier nicht von kündigen und wegrennen – doch die Botschaft Ihrer Geschäftsleitung ist klar. Was machen Sie daraus?
Fazit:
Natürlich ist es viel einfacher, jedem Recruiting Trend hinterherzurennen, um allen zu zeigen, wir machen was im HR – wir sind doch aktiv. Doch ich stelle Ihnen die Frage und Sie sollten sich diese beantworten: „Wollen Sie nur beschäftigt sein – oder wollen Sie tatsächlich etwas ändern, bewegen und Ihre Effektivität steigern?“ Dann handeln Sie danach und übernehmen Sie Verantwortung.
Ich freue mich auf Ihr wertschätzendes Feedback.