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August 2, 2022

So werden IT-Unternehmen attraktiv

Fachkräftemangel, zu wenige Bewerber, ungeplante Abgänge, abgesagte Aufträge – so sieht die Realität für viele Unternehmen im Personalmanagement (Binden & Finden) im Jahr 2022 aus. Doch welche Entscheidungen müssen Unternehmen jetzt treffen und welche Maßnahmen sind jetzt wichtig, um diesen Trend zu stoppen und die Richtung zu ändern?

 

Folgende Maßnahmen habe ich mit Unternehmen erarbeitet, welche sich diesem Trend des Fachkräftemangels erwehrt haben. Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und nicht alle Punkte funktionieren bei allen Unternehmen. Wichtig ist hier zu verstehen, dass du individuell für dein Unternehmen einen Maßnahmen- und Entscheidungsmix erstellen darfst, um erfolgreicher zu agieren.

 

Zwei Punkte gilt es du erwähnen, bevor es los geht:

  1. Sei radikal in deinen zukünftigen Entscheidungen, denn die „Softvariante“ haben du und dein HR-Team sicherlich schon versucht.
  2. Werden deine Entscheidungen sofort zum Erfolg führen? Sicherlich nicht. Du willst dein Unternehmen für die Zukunft fit machen und nicht nur die „low hanging fruits“ mitnehmen, oder?

 

1# Führe eine 4-Tage-Woche ein

Ja, du hast richtig gelesen: führe eine 4-Tage-Woche ein für Menschen, die diese wollen.  Bitte verabschiede dich vom Gießkannen-Prinzip – oder anders gesagt, alles muss für alle gleich sein. Deine Mitarbeiter wollen selbst entscheiden, ob sie 4 oder 5 Tage arbeiten – dein Job ist es, das Angebot auszusprechen und dann die Entscheidung wertfrei mitzutragen. Wenn deine Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie danach als Kollegen zweiter Klasse behandelt werden, wirst du diese wahrscheinlich verlieren.

2# Zahle nur noch ein Fixgehalt (außer im Sales)

Das Prinzip „hohes Zielgehalt“, was unter normalem Einsatz gar nicht erreichbar ist, hat meiner Meinung nach ausgedient. Wenn du die Arbeitsqualität deiner Mitarbeiter erhöhen willst, befreie sie vom Druck des Fakturierens! Teammitglieder arbeiten befreiter, kundenorientierter und dann auch effektiver, wenn du ihnen diesen Druck nimmst. Deine Mitarbeiter sind keine fakturierenden Maschinen, also behandle sie auch nicht so.  Verlierst du dadurch als Unternehmen Geld? Auf längere Sicht nein, denn du behältst deine Mitarbeiter mittel- und langfristig. Deine automatische Vorannahme lautet, Leistungen werden dann den Kunden geschenkt. Das ist allerdings eine Unterstellung, die nur in deinem Kopf stattfindet.

3# Erhöhe die Urlaubstage

Ich persönlich glaube nicht an das Prinzip, dass Menschen 5 Tage pro Woche über Jahre hinweg stetig durcharbeiten und sich dann in ihren maximal 30 Urlaubstagen erholen können. Ich denke, du als moderner Arbeitgeber möchtest hier ein aktives Zeichen setzen und deinen Mitarbeitern mehr Zeit für Familie, Hobbies oder auch für dich selbst zur Verfügung stellen. Mache dir klar, dass dieses Signal bei deinen Mitarbeitern direkt und ungefiltert ankommt.

4# Freie Wahl des Arbeitsmodells

Stelle es deinen Mitarbeitern frei, wann, wie oft und wie lange sie im Homeoffice, am Standort oder auf der ganzen Welt in Form des mobilen Arbeitens tätig sein wollen. Wichtig ist doch, dass die Arbeit getan wird – nicht wo! Auch dieses Signal kommt direkt und ungefiltert auf dem Arbeitsmarkt an, da kannst du dir sicher sein.

5# Freie Wahl der Rolle

Wer mehrere Jahre als Senior Berater gearbeitet hat, möchte irgendwann Projektleiter werden. Wer mehrere Jahre Projektleiter war, möchte als Architekt oder auch in einer ganz anderen Rolle aktiv werden. Mache es zum Standard in deinem Unternehmen, dass die freie Wahl der Rolle Teil des Jobs ist. Die meisten Menschen wechseln das Unternehmen, weil ihnen ihre Routine in der Arbeit auf Dauer völlig die Motivation nimmt. Werde du zum Arbeitgeber und zur Führungskraft, die diesen Automatismus durchbricht und zwar aktiv.

6# Freie Wahl der Projekte

Wir alle sprechen seit Jahren davon, dass wir das passende Projektteam zusammenstellen und dem Kunden zur Verfügung stellen. Doch die Realität sieht oft so aus, dass wir die Mitarbeiter wählen, die Zeit haben, und uns ist leider völlig egal, ob das Team passt oder nicht – einzig alleine die Verfügbarkeit ist der Maßstab.

Kann das funktionieren, laufen mir die Leute da nicht weg, verliere ich Umsatz?  Mal ganz ehrlich, du verliert in deinem heutigen System Leute und es fällt dir verdammt schwer, neue zu gewinnen. Somit kannst du mit diesen zugegebenermaßen radikalen Ansätzen nur gewinnen. Du wirst dann auf einmal Bewerber und Interessenten genieren, die du niemals auf dem Schirm hattest und bisher auch nicht gewonnen hast. Wenn du bereit bist, klare Kante zu zeigen – wie im 6-Punkte-Plan dargestellt – schaffst du dir die Möglichkeit, sichtbar zu werden.

 

Sichtbarkeit ist eines der größten  Probleme in der Mitarbeitergewinnung und das hat sich in den letzten 5 Jahren auch nicht verändert, wie ich bereits 2017 in dem Artikel „Ein klares Profil ist die größte Challenge“(1)  im Handelsblatt darstellen durfte. Stimmst du mir hier zu?

Veränderung lautet das Motto und somit verändere du dich als Person und als Unternehmen aktiv weiter, bevor du zur Veränderung gezwungen wirst. Jetzt hast du noch die Chance, aktiv zu gestalten und ein Vorreiter deiner Branche zu sein. In den kommenden Jahren werden deine Mitbewerber dich durch ihr Handeln noch mehr unter Druck setzen.

 

(1) https://www.handelsblatt.com/karriere/the_shift/recruiting-in-it-unternehmen-ein-klares-profil-ist-die-groesste-challenge/19873786.html