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März 14, 2022

Warum verdient ein Recruiter deutlich weniger als ein Account Manager?

  • Relevanz für den Unternehmenserfolg
  • Recruitermangel?

 

Seit Jahren entnehme ich der Presse, dass HR und somit die Recruiter die wichtigsten Leute im Unternehmen sind. Sie sorgen dafür, dass der sogenannte Personalmangel in den Griff zu bekommen ist. Doch wann spiegelt sich die Relevanz für den Unternehmenserfolg auch im Gehalt dieser wichtigen Damen und Herren wider?

Relevanz für den Unternehmenserfolg

Als ich mich vor 16 Jahren als Vertriebstrainer selbständig machte, saß ich einem völligen Irrtum auf. Ich dachte, der erfolgreiche Vertrieb sei eines der größten Probleme und Herausforderungen im Unternehmen. In meinen ersten Workshops wurde ich schnell vom Gegenteil überzeugt und schwenkte zum Headhunting um. Long story short: Die Geschäftsführer und Vorstände teilten mir wiederholt mit, dass ihr Vertrieb recht gut laufe, aber das Finden von passendem Personal eine riesige Herausforderung darstelle – und das wie gesagt schon vor 16 Jahren. Auch hier wurde schon von der Wichtigkeit von HR, Recruitern und Personalexperten gesprochen. Man war sich absolut einig in Punkto Relevanz für den Unternehmenserfolg. Doch in der Bezahlung schlägt sich diese Bedeutsamkeit bis heute noch nicht nieder! Also doch nur ein Lippenbekenntnis?

 

Recruitermangel?

Im Februar 2022 titelte das Handelsblatt(1): „93 Prozent mehr HR-Stellen als vor Corona: So hart trifft der Recruitermangel Deutschlands Unternehmen“.

Personalexperten sind inzwischen gefragter als IT-Fachkräfte. Die Entwicklung hat das Zeug dazu, die Wachstumspläne vieler Betriebe zu gefährden.

Ich war begeistert beim Lesen des Artikels. War die Botschaft des engen Personalmarkts bis hin zum Fachkräftemangel nun angekommen und würden die HR-Stellen nun endlich eine enorme Aufwertung erfahren?

Nach längerer Beobachtung muss ich leider feststellen, dass von Aufwertung keine Rede ist. Die Unternehmen folgen lediglich dem Prinzip „Viel hilft viel“ und haben versucht, ihre HR-Teams zu vergrößern. Jedoch steigert die Masse noch lange nicht die Qualität!

Echt schade, denn viele Recruiter steigern weder die Qualität der Bewerber noch füllen sie  automatisch die leeren Personal-Funnel. Diesem Trugschluss sollten Unternehmen im Jahr 2022 nicht aufsitzen.

Um das ganze jetzt noch auf die Spitze zu treiben, darf ich lesen:

Traumjob Personalleitung für 87.360 Euro Durchschnittsjahresgehalt.

Dafür ist der Bruttodurchschnittsverdienst mit 54.424 Euro weder übermäßig hoch noch besonders niedrig für Recruiter, laut Stepstone.

Echt jetzt? Wenn die Personalabteilung mit ihren HR Experten und Recruitern für das wichtigste Asset – nämlich „deine Mitarbeiter“ – zuständig ist, wie kann es sein, dass ihr für diese wichtige Schlüsselposition ein durchschnittliches Bruttojahresgehalt von 54.424 Euro bezahlt?

Ein Vertriebsmitarbeiter würde dafür nicht mal einsteigen, das wissen wir alle.

Vielleicht sollten wir auch den HR Experten zumindest über variable Gehaltsbestandteile die Möglichkeit geben, einfach mal sehr gut zu verdienen – und ich meine sehr gut.

Mein Fazit:

Ein Vertriebsmitarbeiter würde für dieses Gehalt nicht im Unternehmen einsteigen, geschweige denn hochmotiviert seinen Job verrichten. Das sollte uns bewusst sein. 

(1) https://www.handelsblatt.com/karriere/recruiting-93-prozent-mehr-hr-stellen