Ich höre schon seit Monaten, wie wichtig doch die Candidate Experience und auch das Employer Branding für die Mitarbeitergewinnung sei. Doch sind wir ehrlich: Die Entscheidungsfaktoren, ob ein Kandidat den Arbeitgeber und somit seinen Job wechselt, sind im Wesentlichen ganz andere. Lasst uns doch nicht ständig um den heißen Brei reden, welche Entscheidungsfaktoren wirklich zum Jobwechsel führen.
Entscheidungsfaktoren
Welche Entscheidungsfaktoren führen tatsächlich zum Jobwechsel und welche davon kann ich als externer Headhunter, Recruiter oder auch Führungskraft davon beeinflussen? Das ist für mich in der Personal- und Mitarbeitergewinnung die entscheidende Frage. Diese Faktoren gibt es den generell: (1)
- Gehalt
- Kollegen
- Vorgesetzte und ihr Verhalten
- Arbeitsweg
- Angebot unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle
- Fachliche Aufgabe und Herausforderungen
- Weiterbildung
- Arbeitgeberimage
- Aufstiegs- und Entwicklungschancen
- Arbeitsplatzsicherheit
- Homeoffice
- Empfinde ich meine Arbeit als sinnvoll?
- Bin ich selbstwirksam?
- Identifiziere ich mich mit meinem Arbeitgeber?
Erwartungsgemäß liegt die Bezahlung auf Platz eins. Viele der anderen Topgründe spiegeln allerdings wider, dass Arbeit für viele Menschen mehr ist als nur ein Broterwerb. Das soziale Umfeld ist ebenso wichtig wie die persönliche Weiterentwicklung.
Viele gute und valide Gründe, um den Job zu wechseln, doch erfahrungsgemäß sind diese Punkte ausschlaggebend:
- Trägt mein Partner/ meine Partnerin die Entscheidung mit?
- Bin ich tatsächlich bereit, meine Komfortzone zu verlassen?
- Bekomme ich mehr Geld?
- Reizt mich die neue Aufgabe?
Fehlt etwas deiner Meinung nach?
51% der Entscheidung kannst du überhaupt nicht beeinflussen
Mache dir bewusst, wenn die Familie des Interessenten zur neuen Herausforderung nein sagt und die Entscheidung für den Jobwechsel nicht mitträgt, hast du überhaupt keine Chance. Somit bin ich der Überzeugung, dass Candidate Experience wichtig ist, doch die Entscheidung nur bedingt beeinflusst. Mehr als 10% wird dieser Punkt meiner Einschätzung nach nicht ausmachen.
Es mag dich verwundern, doch meiner Erfahrung nach darfst du akzeptieren, dass Bewerber und Interessenten ihre Entscheidungen selbst treffen – du darfst ein Nein also akzeptieren. Es gibt auch keine Tricks, jemanden zu puschen, zu drängen oder zu beeinflussen. Niemand will eine sehr wichtige Entscheidung unter Druck fällen, das ist doch klar.
Akzeptiere, dass du die Entscheidung nur bedingt beeinflussen kannst
Ich selbst habe jahrelang geglaubt, dass ich die Menschen steuern bzw. beeinflussen kann. Als Headhunter kannst du das zwar machen, doch um ehrlich zu sein: Die Kandidaten, die selbst und frei entscheiden, haben eine echte Chance auf eine neue Herausforderung, die sie auch wirklich wollen.
Du willst heute und zukünftig Mitarbeiter gewinnen, die vollkommen zu deinem Unternehmen und ihrer Aufgabe stehen? Dann lasse sie frei und selbständig entscheiden, auch wenn es dir vielleicht schwerfällt, das auszuhalten.
(1)https://www.capital.de/karriere/gruende-fuer-den-jobwechsel