Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele HR-Abteilungen nicht den Status im Unternehmen genießen, der ihnen und ihrer Arbeit meiner Meinung nach gerecht werden würde. Das liegt unter anderem an den handelnden Personen selbst und auch an der Positionierung von Human Resources im Unternehmen. Folgende Punkte können das mittelfristig ändern.
Die Rolle des Recruiters im Wandel
Als HR-Manager oder Recruiter müssen Sie sich darauf einstellen: Ihre gewohnte Rolle wird sich komplett ändern! Nehmen Sie daher Abschied von der herkömmlichen Recruiting-Praxis, bei der Sie von den Fachabteilungen die Stellenanforderungen mitgeteilt bekamen und danach die Bewerbungsprozesse administrativ steuerten: von der Stellenausschreibung über die Auswahl der einzuladenden Bewerberinnen und Bewerber bis hin zur Entscheidung über die Stellenbesetzung. Künftig heißt es für Sie, als Verbinder und Brückenbauer zu agieren – zwischen den immer anspruchsvolleren Kandidaten einerseits, die meist unter vielen Stellenangeboten wählen können, und den Fachabteilungen andererseits, die mehr denn je in die Recruiting-Prozesse einbezogen werden müssen
Neues Mindset gefragt
Lösen Sie sich von den alten Gedanken, dass Sie als Türsteher für Kandidaten agieren, getreue dem Motto „Du kommst hier nicht rein“. In Zeiten, in denen Sie nicht überhäuft werden von Profilen, lohnt es sich, dass Sie sich mit den einzelnen Personen beschäftigen. Wer auf Grund von CVs über „siegen oder fliegen“ entscheidet, hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Ich bin Ihrer Meinung: Wenn ein Kandidat überhaupt nicht passt, dann geht das schon. Doch sobald Sie über das Potenzial einzelner Kandidaten nachdenken, werden Sie nicht aufgrund seiner Historie (Blick nach hinten) versuchen, über seine Zukunft (Blick nach vorne) zu entscheiden. Gutes Recruiting ist in Zukunft „Teamarbeit“ – und zwar mit den Fachabteilungen. Um als Partner auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden, sollten Sie den ersten Schritt machen. Haben Sie Mut!
Wollen Sie Ihre Fachabteilungen beraten oder nur CVs liefern?
Wenn Sie Ihre Fachabteilungen aktiv und kompetent bei der Suche nach geeigneten Interessenten unterstützen möchten, sollten Sie folgende To-do-Liste berücksichtigen
- Arbeiten Sie eine gewisse Zeit lang direkt in den Fachabteilungen mit! Dies ist die beste Gelegenheit, hautnah mitzuerleben, welchen Werten und Normen Ihr Unternehmen im Umgang mit Mitarbeitern, Partnern und Kunden verpflichtet ist.
- Sind Sie bei einer Unternehmens- oder IT-Beratung beschäftigt, sollten Sie die Consultants mindestens 2 bis 3 Wochen lang bei ihren Kundenprojekten begleiten und aktiv bei ihrer Arbeit unterstützen. Nur so gewinnen Sie ein stimmiges Bild vom Alltagsgeschäft der Kolleginnen und Kollegen.
- Lassen Sie sich von Ihren Vertriebskollegen zu Kundenpräsentationen und Verkaufsgesprächen vor Ort mitnehmen! So können Sie sich aus erster Quelle über die Bandbreite Ihres Produkt- und Serviceangebots informieren und ein sicheres Gespür für dessen Marktposition entwickeln.
- Setzen Sie sich regelmäßig mit Ihren Führungskräften zusammen, um über Trends und Neuigkeiten in Ihrem Unternehmen auf dem Laufenden zu sein. Sie erfahren dabei Insider-Details, die Ihnen im Vorstellungsgespräch helfen, den individuellen Spirit Ihres Unternehmens zu vermitteln.
- Sprechen Sie mit der Geschäftsleitung und/oder dem Lenkungskreis darüber, wohin die Reise in den kommenden 5 Jahren gehen soll. Welche unternehmerischen Maßnahmen sind geplant, um diese Ziele zu erreichen? Wie sollen diese Maßnahmen in den einzelnen Fachbereichen und Teams umgesetzt werden? Nur mit diesen Informationen können Sie den Kandidaten konkrete Entwicklungsmöglichkeiten offerieren, anstatt pauschal mit guten Karrierechancen aufzuwarten.
Die Rolle des Recruiters der Zukunft
Bei allem Wandel im Tätigkeitsprofil wird niemand sagen können, wie sich die Rolle eines Recruiters in Zukunft genau gestaltet. Wie der Tagesablauf eines HR-Managers konkret aussieht und nach welchen Prioritäten er seine Themen bearbeitet, hängt ganz von den Zielen seines Unternehmens ab. Fakt jedoch ist, dass der steigende Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter einen Recruiter ständig mit neuen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert.
Um sich nicht zu verschleißen, sollte sich jeder HR-Manager jedes Mal folgende Fragen stellen, bevor er eine neue Tätigkeit übernimmt:
- Unterstützt die neue Tätigkeit die Recruiting-Ziele meines Unternehmens tatsächlich?
- Kenne ich die Recruiting-Ziele meines Unternehmens überhaupt?
- Kann ich die neue Aufgabe eigenständig erledigen oder bin ich dabei von den Entscheidungen anderer Mitarbeiter abhängig?
- Übernehme ich damit Aufgaben, die eigentlich andere Mitarbeiter zu erledigen hätten?
Diese Fragen und deren Beantwortung helfen Ihnen dabei, Ihren Fokus zu setzen und sich nicht zu verzetteln. Nichts ist schlimmer, als den ganzen Tag zu arbeiten und sich am Ende des Tages zu fragen, was habe ich erreicht? Machen Sie sich bitte bewusst, Sie werden am Ende des Monats nicht an der Abarbeitung Ihrer Mails gemessen, sondern an der Einstellung von neuen Mitarbeitern. Somit reagieren Sie bitte nicht auf jeden kleinen Pups – sondern fokussieren Sie sich auf Ihre Ziele.
Die Ausrede, ich habe keine Zeit für meinen Job und somit für Kandidaten, kann nur durch Sie selbst gelöst werden. Somit verfallen Sie bitte nicht in die Opferrolle, sondern werden Sie aktiv. Es liegt an Ihnen, was Sie wann machen. Nein sagen ist der erste Schritt – es stärkt Sie als Person und somit Ihre Rolle. Behalten Sie Ihren Fokus!
Fazit:
„Everybody’s darling is everybody’s Depp“ – wollen Sie das wirklich? Treffen Sie als HR-Manager/ Recruiter Ihre Entscheidung und handeln Sie unter Bezugnahmen aller Konsequenzen nach Ihrer Entscheidung. Sie selbst sind dafür verantwortlich, wie Sie arbeiten und wie Sie in Ihrem Unternehmen positioniert sind. Machen Sie sich auf den Weg und arbeiten daran. Heute ist der beste Tag dafür.
Ich freue mich auf Ihr wertschätzendes Feedback.