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Juni 14, 2019

Active Sourcing: Das Finden von Kandidaten ist heute nicht mehr das Problem – Zugang zu ihnen zu bekommen ist die Challenge

Johannes P., Marketing-Profi in der Chemiebranche, kommt sofort auf den Punkt, als wir uns zu einem ersten Kennenlern-Gespräch in Köln treffen. „Wie Sie sich denken können, werde ich x-mal am Tag von irgendwelchen Sourcern und Recruitern auf XING oder LinkedIn angeschrieben. Ich ignoriere fast alle Anfragen, da keine zu meiner Karriereplanung passt.

Ihre jedoch hat ihre Wirkung nicht verfehlt – sie war sozusagen ein Volltreffer! Mir war sofort klar, dass ich diesen HR-Manager kennenlernen und mehr über sein Jobangebot erfahren musste. Ich habe Sie sofort angerufen, das habe ich vorher noch nie gemacht!“ Doch was lief bei dieser Anfrage anders?

 

Ist Active Sourcing die Lösung?

Active Sourcing gehört zu den Top-Themen im Recruiting, wie eine aktuelle Studie unter Personalern zeigt1: Fast 80 Prozent der Unternehmen nutzen oder wollen diese Strategie zur Personalgewinnung künftig nutzen. Dieses Ergebnis macht deutlich, dass sich die HR-Manager RHangesichts des steigenden Fachkräftemangels nicht mehr nur auf Stellenanzeigen und Personalberater verlassen, sondern zur Selbsthilfe greifen – Active Sourcing eben. Um hier erfolgreich zu agieren, sollten Sie erst diese Fragen beantworten:

 

  • Wer ist meine Zielgruppe und wo finde ich diese?
  • Welchen Mehrwert kann ich meinen Interessenten gegenüber ihrem aktuellen Arbeitgeber bieten?
  • Wie kann ich ein klares und einzigartiges (Recruiting-) Unternehmensprofil entwickeln, um für Interessenten attraktiv zu sein?
  • Wie kann ich meine Bewerbungsprozesse individualisieren?

 

Wie kann ich ein klares und einzigartiges (Recruiting-) Unternehmensprofil entwickeln, um für Interessenten attraktiv zu sein?

Sie als Arbeitgeber müssen erkennen, wie wichtig Ihr Image für die Besetzung offener Stellen und damit für das weitere Unternehmenswachstum ist. Tut ein Unternehmen in diesem Bereich zu wenig, winken viele meiner Bewerber ab, wenn ich ihnen nur den Namen des potenziellen neuen Arbeitgebers nenne: „Von dieser Firma hört man nichts Gutes, dort will ich auf keinen Fall anfangen!“, lauten die Antworten oft, wenn eine Firma kein optimales Image hat.

Wem es tatsächlich ernst ist mit der Imagebildung – und dies ist heute leider bei den wenigsten Arbeitgebern der Fall –, braucht einen langen Atem. Personalabteilungen und Unternehmensleiter müssen in eine vorausschauende Employer-Branding-Strategie investieren, zu der auch das kontinuierliche Überprüfen, Analysieren und Optimieren der eingesetzten Maßnahmen gehören.

 

Schrittweise zum attraktiven Arbeitgeber  

Um Ihre Arbeitgeber-Attraktivität zu steigern, sollten Sie folgende Schritte tun:

  • Identifizieren Sie Ihre Zielgruppe!
  • Halten Sie, was Sie versprechen!
  • Finden Sie heraus, wer Sie sind!
  • Sie brauchen ein klares Profil!

 

Auch wenn dabei vermeintlich abschreckende Botschaften vermittelt werden: Ein klares Profil ist unverzichtbar! Ein Beispiel: Wenn Spitzenkräfte in Ihrem Unternehmen drei Jahre lang eine extrem steile Lernkurve erfahren, dafür aber auf ihr Privatleben verzichten müssen, sollten sie dies schon beim Vorstellungsgespräch erfahren. Auch wenn manche Arbeitnehmer solche Arbeitsbedingungen strikt ablehnen, gibt es auch immer wieder Top-Talente, die genau dies bevorzugen.

Dass eine solche Ehrlichkeit die Suche nach Fachkräften nicht schwieriger, sondern wesentlich einfacher macht, habe ich in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ dargelegt: „… statt der Quantität zählt die Qualität. Der Personaler zieht dadurch nur noch jene Bewerber an, die am besten zum Unternehmen passen.“ (Lisa Oenning 2017)

 

  • Altes Denkmuster

Arbeitgeber werben mit Floskeln wie „guten Karrierechancen“, „spannenden Kundenprojekten“ und „kollegialem Arbeitsklima“, um ihr Unternehmen so attraktiv wie möglich dastehen zu lassen.

  • Neues Denkmuster

Arbeitgeber sind ehrlich und zeigen „klare Kante“, indem sie den Bewerbern sagen, wie es tatsächlich bei ihnen zugeht. Damit geben sie den Kandidaten die Chance, den passenden Arbeitgeber zu finden. Sie vermeiden Einheitsbrei und positionieren sich eindeutig und authentisch.

 

Fazit:   

Das Finden von Kandidaten ist heute nicht mehr das Problem, sondern den Zugang zu ihnen zu bekommen. Warum glauben Sie, antworten Ihnen Kandidaten/ Interessenten auf Ihre Mail in Social-Media-Plattformen? Da gibt es meiner Meinung nach nur diese Antworten:

  1. Sie bieten Ihrem Kandidaten eine echte Weiterentwicklung an.
  2. Sie machen ein superattraktives Angebot.
  3. Ihr Brand ist fantastisch und die Story, die Sie zu erzählen haben, interessiert den Kandidaten.

Sobald Sie keine Story zu erzählen haben, bekommen Sie keinen Zugang und auch Active Sourcing wird für Sie als Unternehmen richtig schwer werden.

Ich freue mich auf Ihr wertschätzendes Feedback.  

1 ICR Recruiting Trends 2018
https://www.competitiverecruiting.de/ICR-Recruiting-Trends-2018-datenbasiert-von-2012-2017.html#.W2Ay1uQnZu1