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April 10, 2023

Warum Mitarbeiterbindung systemrelevant ist

War es nicht wieder schön zu sehen, wie Arbeitgeber ihren Mitarbeiter tolle Geschenke gemacht haben? Vom T-Shirt, über Tasse und Hoodie bis hin zum Eierset war alles zu sehen. Großartig, oder? Ja, ich finde diese Art der Aufmerksamkeit wunderbar. Es sind Gesten, die allerdings sicher nicht dazu führen, dass ein Mitarbeiter nicht das Unternehmen verlassen würde. Also muss es da noch mehr geben, was deine Leute hält.

 

Definition: Was ist Systemrelevanz?

Systemrelevanz ist die Relevanz (also die Bedeutsamkeit oder Wichtigkeit in einem bestimmten Zusammenhang), die Staaten, Organisationen, Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Berufsgruppen (respektive ihre Angehörigen) für den Betrieb und die Aufrechterhaltung eines Systems, etwa eines Wirtschafts- oder Gesundheitssystems oder der Grundversorgung, haben. (1)

Oder auch:

systemrelevant. Bedeutungen: von großer Bedeutung für das Funktionieren eines bestimmten Systems“. (2)

Das heißt dann im Klartext für dich und dein Unternehmen, wenn systemrelevante Teile deiner Belegschaft kündigen, geht hier nicht um die Masse, sondern um diejenigen, die:

  1. Schlüsselpositionen einnehmen
  2. Meinungsmacher sind – somit ganze Teams mitnehmen
  3. Knowhow-Träger sind

Wenn diese Menschen kündigen, kommt dein System bzw. dein Unternehmen ins Wanken. Natürlich können Abgänge kompensiert werden, den keiner ist unersetzlich. Doch es gibt schon Personen in Unternehmen, die der Kategorie „schwerer ersatzbar“ zuzuordnen sind. Diese Mitarbeiter lassen sich weder einfach und schnell am Markt finden noch für nicht wenig Geld rekrutieren. Ein gern genommenes Kompensationsszenario ist, die Arbeit und die Verantwortung im Team aufzuteilen. Das hört sich erst mal toll an, ist jedoch auf lange Sicht einfach noch mehr Arbeit für alle im Team, die meist sowieso schon am Anschlag arbeiten. Die folge aus diesem Szenario bedeutet nicht selten, es kündigen mehr!

Als Fazit aus dieser Systemrelevanz-Debatte bedeutet das für dich als Geschäftsführer oder Führungskraft, bevor dein System ins Wanken kommt, musst du alles tun, damit kein oder nur sehr wenige Mitarbeiter kündigen.

Da sind wir uns einig, oder? Spannend finde ich die Aussage, die ich in meinen Workshops oft von Führungskräften zu hören bekomme: „Das ist HR-Arbeit, dafür habe ich keine Zeit.“ Genau da liegt der Fehler im System – wenn du für die Mitarbeiterbindung keine Zeit hast, wackelt dein System (Unternehmen) sehr bald.

„HR wird das Thema Mitarbeiterbindung nicht lösen, sondern nur unterstützen – du als Führungskraft bist gefragt!“

 

Was bindet Mitarbeiter?

Das bringt uns dann direkt zur Schlüsselfrage – was bindet Mitarbeiter oder was muss ich als Führungskraft unternehmen, damit meine Mitarbeiter bleiben?

Lass uns an dieser Stelle nicht über normale Benefits sprechen, die setze ich voraus. Standard wie z.B. freie Getränke, Geschenke zu diversen Anlässen, Firmenevents, Kindergartenzuschuss, flexible Arbeitszeitmodelle, Möglichkeit der Teilzeitarbeit, leichter Wiedereinstieg nach Elternzeit, Möglichkeit eines Sabbaticals, Homeoffice sollten bereits gesetzt sein.

Es geht mir hier um echte Bindung, also Punkte, die du als Führungskraft umsetzen kannst, damit ein Mitarbeiter nicht kündigt. Ich nenne das „echte Bleibegründe“ – kein Nice-to-have.

Formen der Mitarbeiterbindung

Unternehmen können Mitarbeiter:innen auf verschiedenen Ebenen an sich binden. Die wichtigsten vier sind: (3)

  • die perspektivische Bindung, die auf Entwicklungs- und Beförderungsmöglichkeiten abzielt,
  • die emotionale Bindung, die durch Zugehörigkeit, Sinnerfahrung und ein geteiltes Werteverständnis entsteht,
  • die normative Bindung, die Mitarbeiter:innen dazu anhält, aus Verantwortungsbewusstsein und einer moralischen Verpflichtung heraus im Unternehmen zu bleiben und
  • die rationale Bindung, die auf vernunftgeleiteten Überlegungen wie Arbeitsplatzsicherheit basiert.

Die Punkte 1, 3 und 4 sind für mich fast schon selbsterklärend. Weißt du, was hier konkret zu tun ist? Wenn nein, schreibe einen Kommentar.

 

Wie erreichst du emotionale Bindung?

„Unternehmen, die die nach außen kommunizierten Werte, nach innen leben, bieten ihren Mitarbeiter:innen Identifikationsfläche und tragen dazu bei, dass sie ihre Arbeit und ihren Beitrag als sinnhaft erleben. Beides erhöhte die emotionale Bindung und das Zugehörigkeitsgefühl.“ (3)

Ach du Scheiße, wieder so ein HR-Ding, oder? Was sind unsere Werte und wie kann ich diese leben? Schiebe lieber den Punkt an HR, die werden schon neue Werte erarbeiten und kommunizieren. Jedoch ändert sich dadurch noch lange nichts an deinem Verhalten und somit an deiner Mitarbeiterbindung, die doch so wichtig ist.

Wenn du als Führungskraft an echter und ehrlicher Mitarbeiterbindung Interesse hast, dann kann für dich nur folgendes gelten.

„Die stärkste Bindung erreichen Unternehmen, wenn sich ihre Mitarbeiter:innen emotional zugehörig fühlen.“

Deine Einstellung steuert dein Verhalten

Wenn du dein persönliches Verhalten ändern möchtest, musst du an deiner Einstellung arbeiten. Das lässt sich jetzt nicht in einem Tagesworkshop bewerkstelligen. Doch folgende Punkte kann ich dir mitgeben:

  1. Setze dir das Ziel, dass du deine Mitarbeiter auf Augenhöhe siehst und sie auch so behandelst.
  2. Behandle deine Mitarbeiter wie deine Eltern – denen würdest du ja hoffentlich auch keine „Order per Mufti“-Aufträge geben, oder?
  3. Mache dir bewusst, wenn du denkst, dass der Maier ein Vollidiot ist, kannst du ihn nicht wertschätzen. Das geht nicht und der Maier merkt das auch, somit wird er dich ablehnen/ hassen oder relativ schnell kündigen.
  4. Mache dir bewusst, dass du ab jetzt fünfmal so viel für Mitarbeiterbindung investieren musst als bisher. Ja, fünfmal so viel!
  5. Wertschätzung heißt, den Wert deiner Mitarbeiter zu schätzen.
  6. Du wirst ab sofort einmal pro Woche ein ehrliches und offenes Gespräch führen. Da geht es nicht zwingend ums Business. Du suchst den ehrlichen und offenen Kontakt, denn du hast ehrliches Interesse an deinem Gegenüber.

Das sind nur Impulse, keine Endlösung. Wenn du mehr wissen willst, hinterlasse einen Kommentar.

Fazit: Ja, ich weiß, dafür hast du keine Zeit. Die Konsequenz wird dann eben sein, dass die Bindung fehlt und dir Mitarbeiter weglaufen werden. Ursache, Wirkung – so ist es dann eben.