Es gibt sicherlich wie in jeder Diskussion zwei Seiten der Medaille, die wir auch hier würdigen und betrachten werden. Jedoch fällt mir in den letzten Monaten auf, dass sich vermehrt Mitarbeiter, die in Konzernen arbeiten, von „toxischen Beziehungen bzw. toxischer Führung“ sprechen. Verbirgt sich dahinter ein Trend oder war das schon immer der Preis für einen vermeintlich sicheren Arbeitsplatz im Konzern? Oder sprechen Menschen heute einfach nur offen aus, was schon lange Bestand hat? Lass uns gemeinsam diskutieren, ob „Überflieger“ (Highflyer) oder sog. „High Potentials“ sich im Konzern entwickeln können oder nicht.
Was sind Überflieger (Highflyer)?
Überflieger. Bedeutungen: (1) Person, die anderen mit ihren geistigen oder körperlichen Fähigkeiten weit überlegen ist.
So hochtrabend möchte ich das nicht formulieren, jedoch gibt es speziell in Konzernen High-Potentials-Programme, in denen Mitarbeiter, die auf welchen Kriterien basierend auch immer als solche eingestuft werden, speziell gefördert werden.
Mir stellt sich an dieser Stelle die Frage, weshalb Mitarbeiter überhaupt in Highflyer und „normale“ klassifiziert werden. Ist nicht jeder Mitarbeiter auf seine Art talentiert und somit förderungswürdig? Dieser Grundsatzfrage und Diskussion widmen wir uns ein anderes Mal.
Pros – arbeiten im Konzern
Es gibt einige Vorteile, die sich aus der Zusammenarbeit in einem Konzern ergeben:
a. Üppige Gehälter und Bonusleistungen
Durchschnittlich verdienen Angestellte in einem Konzern bei gleicher Qualifikation und Position mehr als im Mittelstand. Verantwortlich dafür ist ein guter Mix aus Grundgehalt und Bonuszahlung. Viele Großunternehmen locken Jobsuchende auch mit hohen Bonuszahlungen für gute Leistungen an. Auch bei den Bonusleistungen bieten einige Konzern absolute Bonbons wie z.B. Firmen-Kita, freie Weiterbildungen, Arbeiten im Ausland etc.
b. Sehr gute Aufstiegsmöglichkeiten
Im Konzern gibt es die Möglichkeit alle 2 – 3 Jahre das Aufgabenfeld zu wechseln und somit den Horizont im Unternehmen zu erweitern. Des Weiteren wird den Mitarbeitern auch der Aufstieg innerhalb des Bereichs ermöglicht, ohne das Unternehmen zu verlassen, zumindest theoretisch.
c. Jobsicherheit
Bisher war es so, dass Konzerne eine gewisse Jobsicherheit bieten konnten. Wer beispielsweise einmal bei BMW arbeitet, verlässt das Unternehmen in der Regel nicht mehr. Jedoch gehört dieses Credo wohl der Vergangenheit an, wen man den Stellenabbau und die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland betrachtet.
Diese Aufstellung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Teile mir gerne mit, was aus deiner Sicht ergänzt werden kann oder soll?
Meiner Meinung nach sind diese Gründe nur teilweise relevant für TOP Performer, die schnell aufsteigen und Karriere machen wollen. Sind da nicht folgende Gründe viel wichtiger?
Contras – arbeiten im Konzern
Folgende Nachteile ergeben sich aus der Zusammenarbeit mit Konzernen:
a. Standort
Entweder befinden sich die Konzerne in den Großstädten, wo man dann auch höhere Mieten in Kauf nehmen darf. Oder in der Provinz, wo man vielleicht einfach nicht hinziehen oder leben will. Im Hinblick auf Homeoffice und Remote Work haben Konzerne zwar schnell ihre Hausaufgaben gemacht, jedoch holen sie ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Office – was die wenigsten Leute akzeptieren wollen.
b. Vertrauen
Menschen arbeiten am besten und produktivsten, wenn ihnen das Vertrauen von ihren Vorgesetzen geschenkt wird. Da sehe ich das größte Problem im Konzern: Warum müssen sich hier alle ständig in alle Richtungen absichern? Wo ist das Vertrauen?
c. Hierarchie
Wer hat Lust auf Hierarchie – beim Denken und beim Arbeiten? Gott, dass kann so Zeit und Kräfte raubend sein, erzählt mir ein Kandidat, der sich über den Konzern und seine vorherrschende Hierarchie beklagt.
d. Geschwindigkeit
Wie lange dauert es, bis man im Konzern Entscheidungen bekommt? Kann und will man das als Mitarbeiter aushalten?
e. (Selbst-)Wirksamkeit
Empfindet der Mitarbeiter seine Arbeit als wirksam – macht seine Arbeit den Unterschied für Menschen oder direkt auf den Unternehmenserfolg?
f. Politik
Finale – der größte und schwerwiegendste Punkt, warum das Arbeiten im Konzern als absolute Last gesehen werden kann, ist: Man befindet sich oft im Biotop der politischen Machtspiele.
Ich gebe zu, ich persönlich bin absolut kein Fan vom Arbeiten im Konzern. Welche Vor- und Nachteile siehst du?
Um die Eingangsfrage zu beantworten, ob sich „Überflieger“ im Konzern entwickeln können: Ich sage klar nein – und du?