Ich fragte den Kandidaten, ob er ein Coaching benötige, um herausfinden, warum eine erfolgreiche und dauerhafte Zusammenarbeit bei seinen letzten drei Arbeitgebern recht kurzfristig gescheitert ist. Kennen Sie das Muster auch? Herr K. antwortete spontan und doch ziemlich ernüchtert: „Ich brauche kein Coaching – ich brauche mal einen Vorgesetzten, der sein Wort hält!“ Das Muster ist mir klar: in den Vorstellungsgesprächen werden den Menschen spannende Aufgaben und Rollen versprochen, die dann beim Start plötzlich wie vom Erdboden verschluckt sind. „Das Muster ist doch klar, Rechsteiner, die lügen mich schlichtweg an.“
Ich bin echt sauer, werte Führungskräfte!
Das hört sich jetzt an, als wäre das ein Einzelfall, doch leider ist das nicht so. Diese Erzählungen kommen mir seit Jahren in regelmäßigen Abständen immer wieder auf den Tisch. Ich weiß, wir sind doch erwachsene Menschen – es müsste doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir uns gegenseitig die Wahrheit sagen!
Doch die Realität sieht anders aus – leider!
Liebe Vorgesetzte, Chefs, Teamleiter und Personalverantwortliche: Ist euch klar, was ihr da anrichtet, wenn ihr in Vorstellungsgesprächen Aufgaben, Projekte, Ziele und Visionen versprecht, die ihr dann einfach nicht halten könnt?
Um es klar und deutlich zu sagen, du lügst deinen neuen Mitarbeiter an, der sich für dich und dein Unternehmen aufgrund dieser Gespräche entschieden hat.
Mir ist schon klar, dass mal ein Projekt nicht kommt oder du kurzfristig anders im Team planen musst. Es gibt vermeintlich immer einen guten Grund, sein Wort nicht zu halten. Jedoch würde ich an deiner Stelle einfach keine Versprechungen machen, wenn du nicht sicher bist bzw. es nicht in deinem Einflussbereich liegt, ob du dein Wort halten kannst oder nicht.
Wenn du von deinen Mitarbeitern
- Motivation
- Einsatzbereitschaft
- Ehrlichkeit
- Wertschätzung
- Teamfähigkeit
- Weiterbildung und -entwicklung
verlangst, dann darf dir klar sein, dass du diese Punkte als Erster erfüllen solltest.
Wenn du deinen Mitarbeitern bzw. Bewerbern nicht die Wahrheit sagst, dann kann folgendes passieren:
- Du wirst in der Arbeitswelt als Lügner zitiert.
- Dein Unternehmen wird als unzuverlässig wahrgenommen und auch so dargestellt.
- Dein Mitarbeiter verlässt schnellstmöglich das Unternehmen.
- Deine Unternehmenskultur wird negativ wahrgenommen und bewertet.
Willst du das mit deinem Handeln wirklich bezwecken?
Mache es dir doch einfach und bleibe einfach bei der Wahrheit – auch und gerade im Vorstellungsgespräch!